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Hohe Prävalenz bisphosphonatassoziierter Kieferosteonekrosen bei rheumatischer Grunderkrankung – eine monozentrische Studie mit 198 Patienten
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Veröffentlicht: | 4. September 2017 |
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Einleitung: Bisphosphonate (BP) werden zur Therapie der Osteoporose eingesetzt und gelten als nebenwirkungsarm. Die schwerwiegende Nebenwirkung der bisphosphonatassoziierten Osteonekrose des Kiefers (BONJ) wurde bislang vor allem bei Malignompatienten beobachtet, die BP intravenös bekamen. Bei Osteoporosepatienten wird hingegen die Prävalenz einer BONJ mit <0,1% angegeben. Eine rheumatisch-entzündliche Grunderkrankung und immunsuppressive Therapien könnten jedoch das Risiko für die Entstehung einer BONJ erhöhen.
Methoden: 198 ambulante Patienten mit BP-Therapie wurden in der Rheumatologie des Uniklinikums in Würzburg in Zusammenarbeit mit der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG) über einem Zeitraum von 14 Monaten rekrutiert. Es wurden Telefoninterviews mit allen Patienten geführt. 16 auffällige Patienten wurden in der MKG untersucht und von weiteren 5 Patienten wurden zahnärztliche Unterlagen angefordert und evaluiert. Zusätzlich erfolgte eine retrospektive Analyse der elektronischen Patientenakten.
Ergebnisse: Die Prävalenz der BONJ betrug in unserem Patientenkollektiv 2,0 % (n=4 von 198). Alle BONJ-Patientinnen wurden mit oralen BP behandelt, eine Patientin erhielt zusätzlich BP intravenös. Als Risikofaktoren für BONJ stellten sich die BP-Einnahmedauer (p<0,001), die Knochendichte am Femur (p=0,005), die Kortisoneinnahmedauer (p=0,036) und ein niedriger Funktionsstatus (FFbH) (p=0,042) dar. Nur 38 % der Patienten fühlten sich hinsichtlich des BONJ-Risikos aufgeklärt und nur 25 % gaben an, zu Beginn der BP-Therapie zahnärztlich untersucht worden zu sein.
Schlussfolgerung: Dies ist die erste systematische Untersuchung eines großen Osteoporosepatientenkollektivs mit rheumatischer Grunderkrankung zur Prävalenz von BONJ. Die Prävalenz von 2 % für diese dramatische unerwünschte Wirkung unterstreicht das hohe Risiko rheumatologisch erkrankter Patienten. Dies sollte intensive präventive Maßnahmen wie zahnärztliche Kontrollen und Patientenedukation nach sich ziehen. Idealerweise sollte ein prospektives Register zur Erfassung der Inzidenz von BONJ bei Rheumapartienten mit Osteoporose aufgebaut werden.