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Überprüfung einer datenbankgestützten, individualisierten Schulsportbescheinigung
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Veröffentlicht: | 29. August 2016 |
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Einleitung: Umfragen zeigen, dass ein Großteil an Rheuma erkrankter Kinder Sport treibt [1]. Welche Sportarten durchgeführt werden sollten, ist vom Gesundheitszustand abhängig und verlangt individualisierte Beurteilungen [2]. Für den Schulsport sind differenzierte Bescheinigungen unerlässlich um Fehlbelastungen zu vermeiden. Eine datenbankgestützte Schulsportbescheinigung soll helfen, individuelle Teilnahmebescheinigungen zu erstellen.
Statt Sportarten werden Funktionen bewertet: Stütz-Hang, Schlag-Wurf, Ausdaueranforderung, Sprintanforderung, Sprung-Stoßanforderung, Schnelligkeitsanforderung, Beweglichkeitsanforderung, Beweglichkeitstraining, Schwimmen, Ballsport-Techniktraining, Fußball-Techniktraining, Kampfsport, Kontakt-/Mannschaftssportarten. Jeder Funktion wird eine individuell empfohlene Intensität zugeordnet: „ohne Einschränkung“, „mittlere Intensität“, „niedrige Intensität“ und „vermeiden“ (vgl. Tabelle 1 [Tab. 1]). Diese wird aus dem Gesundheitszustand des Patienten abgeleitet und durch folgende Punkte bestimmt: Arthritis (Extremitäten, Wirbelsäule, systemisch), Beweglichkeit, Achsfehlstellungen, Belastbarkeit bei Schmerzen, Kortisoneinnahme, Osteoporose/-penie, Muskelschwäche, Beteiligung innerer Organe. Daraus wird ein automatischer, manuell anpassbarer Vorschlag zur Schulsportteilnahme generiert („volle Teilnahme“, „Teilsportbescheinigung“, „Sportverbot“). Die Forschungsfrage lautet: Kann diese funktionsgegliederte Sportbescheinigung durch Sportlehrer und Patienten sicher angewendet werden?
Methoden: Hierfür läuft derzeit eine Machbarkeitsstudie, in welcher Patienten und Sportlehrer mittels Fragebogen die Praxistauglichkeit dieser Schulsportempfehlung bewerten. Auszüge der Lehrerbefragung (♀=14; ♂=6) werden im Folgenden präsentiert. Die Benotungen (1=sehr gut bis 6=mangelhaft) dieser Schulsportbescheinigung und einer herkömmlichen differenzierten Schulsportbescheinigung wurden mittels Wilcoxon-Test verglichen (p=0.05).
Ergebnisse: Sportlehrer beurteilen Patienten als motiviert im Sportunterricht (trifft: -zu=60%; -eher zu=30%; -eher nicht zu=10%). Die neue Sportbescheinigung ist verständlich (trifft: -zu=60%; -eher zu=30%; -eher nicht zu=5%; -nicht zu=5%) und hilft das Belastungsprofil des Patienten einzuschätzen (trifft: -zu=45%; -eher zu=30%; -nicht zu=25%). Ein Großteil der Unterrichtsschwerpunkte wird abgedeckt (trifft: -zu=55%; -eher zu=40%; -eher nicht zu=5%) und die Funktionseinteilung ist nachvollziehbar (trifft: -zu=65%; -eher zu=25%; -eher nicht zu=5%; -nicht zu=5%). 75% der Sportlehrer fühlen sich überwiegend sicher Schüler teilnehmen zu lassen (trifft: -zu=30%; -eher zu=45%; -eher nicht zu=15%; -nicht zu=10%). Die Bewertung der Bescheinigung ergibt einen Notendurchschnitt von 2,3 und fällt signifikant besser aus (p=0.014), als Vergleichsbescheinigung (Note=3,3).
Schlussfolgerung: Die bisherigen Umfrageergebnisse zeigen ein positives Resultat. Sportlehrer können die datenbankgestützte Bescheinigung einsetzen und sehen Verbesserungen gegenüber einer herkömmlichen Bescheinigung. Bei erfolgreicher Machbarkeitsüberprüfung durch Lehrer- und Patientenbefragung ist eine öffentlich zugängliche Onlineversion des Bescheinigungstools geplant.
Danksagung: Wir danken der Ironman-Hilfe Kinderrheuma für die Unterstützung dieses Projekts.
Literatur
- 1.
- Poghosyan, Michels. Proceeding DGKJ 2007.
- 2.
- Hartmann M, Kreuzpointner F, Schrödl S, Spamer M, Georgi M, Haas JP. Sport bei rheumatischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter [The Role of Sport in Rheumatic Diseases in Childhood and Adolescence]. Akt Rheumatol. 2012;37(03):154-60. DOI: 10.1055/s-0032-1311573