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Vergleich der Krankheitslast von Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis, Arthralgien und Schmerzverstärkungssyndromen
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Veröffentlicht: | 1. September 2015 |
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Einleitung: Chronische muskuloskelettale Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen sind unabhängig von ihrer Genese häufig. Die Prävalenz wird in Deutschland auf bis zu 10% geschätzt. Aus Betroffenensicht stellt neben den Funktionseinschränkungen gerade für jugendliche Patienten die Schmerzintensität eine hohe Belastung dar. Das Ausmaß dieser Belastung soll für Jugendliche untersucht werden, die aufgrund ihrer Schmerzen in kinderrheumatologischen Einrichtungen behandelt werden.
Methoden: Im Jahr 2013 wurde mit der Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher zusätzlich zu den Arzt- und Patientenbögen ein Schmerzmodul für Patienten ab einem Alter von 13 Jahren mitgeführt. In die Auswertungen flossen Daten von Patienten mit den Diagnosen juvenile idiopathische Arthritis (JIA), Arthralgie und Schmerzverstärkungssyndrom (SVS) ein. Zielgrößen waren neben der ärztlicherseits eingeschätzten Krankheitsaktivität [NRS 0-10] die Patientenangaben zur Funktionsfähigkeit [CHAQ, Score 0-3]), zur Lebensqualität (generischer PedsQL [Score 0-100, bester Wert = 100] und PedsQL-Pain [NRS 0-10]) und zu krankheitsbedingten Schulfehltagen in den letzten 4 Wochen.
Ergebnisse: Insgesamt konnten Daten von 1.500 Jugendlichen (1.277 JIA, 108 Arthralgie, 115 SVS) ausgewertet werden. Die Patienten waren meist weiblich (JIA: 68%, Arthralgie: 78%, SVS: 89%). Das mittlere Alter zum Beobachtungszeitpunkt betrug 15,9 Jahre (JIA: 15,9; Arthralgie: 15,3; SVS: 15,8; jeweils MW). Die Patienten waren mehrere Jahre krank (JIA: 6,9; Arthralgie: 3,5; SVS: 4,5; jeweils MW). Die Krankheitslast stellte sich bei Patienten mit SVS über alle erfassten Parameter signifikant am stärksten dar (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).
Insgesamt erhielten Patienten mit JIA und SVS vergleichbar häufig NSAR (40% vs 46%). Signifikante Unterschiede zeigten sich bei der nicht-medikamentösen Behandlung: Patienten mit SVS wurden Maßnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie und Entspannungstraining deutlich häufiger verordnet (z.B. Physiotherapie JIA: 52%, Arthralgie: 50%, SVS: 72%). Eine psychotherapeutische Behandlung nahm jeder 3. Patient mit SVS in Anspruch (JIA:12%, Arthralgie:13%).
Schlussfolgerung: SVS gehen mit stärkeren Schmerzen und Funktionseinschränkungen bei alltäglichen Aktivitäten einher als die JIA. Die Lebensqualität der Betroffenen ist erheblich eingeschränkt. Mögliche Optimierungen der Versorgung sind zu prüfen.
Die Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher wird von der Deutschen Kinderrheuma-Stiftung finanziell unterstützt.