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Chronisches Schmerzsyndrom des muskuloskelettalen Systems – Effektivität und Nachhaltigkeit einer multimodalen Schmerztherapie
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Veröffentlicht: | 1. September 2015 |
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Einleitung: Chronische Schmerzsyndrome treten bei Kindern und Jugendlichen mit zunehmender Häufigkeit auf. Sie führen zu erheblichem Leiden und massiver Einschränkung im Alltag, was sich langfristig negativ auf Schulerfolg und Lebensqualität auswirkt. Die aktuell effektivste Behandlung ist eine multimodale Schmerztherapie, welche jedoch erhebliche medizinische Ressourcen erfordert. Ziel der Untersuchung ist die Beschreibung einer Kohorte von Jugendlichen mit einer chronischen Schmerzstörung des muskuloskelettalen Systems, sowie eine Erfassung der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der einzelnen Komponenten einer multimodalen Schmerztherapie.
Methoden: Patienten mit einem primären oder sekundären generalisierten Schmerzverstärkungssyndrom wurden zu Beginn und am Ende einer stationären multimodalen Schmerztherapie an der Klinik für Kinder- und Jugendrheumatologie Sendenhorst, sowie erneut nach 6 Monaten mittels eines pseudonymisierten, onlinebasierten Fragebogens zur Intensität und Lokalisation ihrer Schmerzen, zu ihrer Beeinträchtigung im Alltag sowie zur Effektivität der durchgeführten Therapien befragt.
Ergebnisse: 70 Patienten (92% weiblich) mit einem durchschnittlichen Alter von 16,8 Jahren wurden in die Untersuchung einbezogen. Im Mittel litten die Patienten seit 4,1 Jahren an Schmerzen des muskuloskelettalen Systems. Die stärksten Beschwerden waren im Bereich der Kniegelenke sowie des Rückens zu verzeichnen. Chronische Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit und Schlafstörungen wurden von einer Mehrzahl der Patienten als Begleitsymptome angegeben. Als schmerzverstärkender Faktor wurde am häufigsten Stress genannt.
Die effektivsten Maßnahmen zur Schmerzlinderung waren Ablenkung, Entspannungstechniken, Physiotherapie sowie eine Elektrotherapie mittels TENS. Entspannungstechniken werden jedoch nur von der Hälfte der Patienten auch zu Hause durchgeführt. Eine Elektrotherapie mittels TENS führte bei über der Hälfte der Patienten zu einer Besserung der muskuloskelettalen Beschwerden.
Nach Abschluss der stationären, multimodalen Schmerztherapie waren die von den Patienten angegebenen Beschwerden signifikant vermindert, stiegen im Verlauf von 6 Monaten wieder an, erreichten jedoch nicht das Niveau vor Durchführung der Schmerztherapie. Ebenso war die Anzahl an Schulfehltagen nach Durchführung der Schmerztherapie signifikant vermindert.
Schlussfolgerung: Eine multimodale Therapie chronischer Schmerzen kann sowohl die muskuloskelettalen Beschwerden als auch die funktionellen Einschränkungen im Alltag signifikant vermindern. Einer der relevantesten schmerzverstärkenden Faktoren ist Stress, weshalb Schmerzpatienten zur Durchführung von Entspannungstechniken auch zu Hause angehalten werden sollten.