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Paraneoplastischer Rheumatismus: Gonitis und prätibiale Schmerzen als mögliche Vorboten eines M. Marie Bamberger
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Veröffentlicht: | 1. September 2015 |
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Ein 68-jähriger Patient wird aufgrund progredienter prätibialer Schmerzen in den letzten 2 Jahren und einer aktuellen Gonitis rechts zur diagnostischen Abklärung und Therapieempfehlung ambulant vorgestellt. Klinisch ließ sich eine Schwellung und Überwärmung des rechten Kniegelenkes mit einem Streckdefizit von 10° objektivieren, neben einem bilateralen prätibialen und perimalleolären druckschmerzhaften Ödem sowie einer Pachydermie der Unterschenkel. Mittels Arthrosonographie Nachweis einer Gonitis rechts mit dorsomedialer Bakerzyste. Die laborchemische Analyse zeigte eine BSG von 55 mm/1h und ein CRP von 5,4 mg/dl, übriges Labor inkl. Knochenstoffwechselmarker (bAP, Osteocalcin, Crosslaps) unauffällig. Szintigraphisch konnte ein gesteigerter Knochenstoffwechsel an beiden Tibiae und Fibulae sowie bilateral am medialen und lateralen Tibiakopfplateau detektiert werden. Radiomorphologisch zeigte sich im Bereich der Füße eine fleckige Demineralisierung. An den Sprunggelenken, den distalen Tibiae und Fibulae waren zudem deutliche Periostverknöcherungen („subperiostale Knochenneubildung“) gegeben. Im CT zeigte sich im Bereich bd. Sprunggelenke eine ödematöse, Kontrastmittelabziehende Verdickung der Subcutis und reaktive Reizung der Unterschenkelmuskulatur.
Trotz des Fehlens von Trommelschlegelfingern wurde die Diagnose „hypertrophe Osteoarthropathie“ (Morbus Marie Bamberger) gestellt.
Nach Literaturangaben sind über 90% der Fälle mit einem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom assoziiert, was im vorliegenden Fall mittels CT zum Diagnosezeitpunkt ausgeschlossen werden konnte. Da prätibiale Schmerzen und Gelenkschwellungen einer malignen Erkrankung um Monate vorausgehen können, sollte differentialdiagnostisch immer an ein NPL gedacht und danach gescreent werden. Unter einer kontinuierlichen antirheumatischen Medikation (Diclofenac + Metamizol) resultierte eine zufriedenstellende Beschwerdelinderung. Etwa 2 Jahre nach der Erstvorstellung wurde bei dem Patienten bei Verschlechterung des Allgemeinzustandes ein Bronchialkarzinom diagnostiziert.