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Funktionelle bioartifizielle Lymphknoten – Ein neuer innovativer Therapieansatz
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Veröffentlicht: | 27. September 2016 |
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Fragestellung: Die Lebensqualität von chronischen Lymphödem-Patienten ist sehr stark eingeschränkt und häufig Folge einer Brustkrebsbehandlung. Die komplexe physikalische Entstauungstherapie ist weiterhin der Goldstandard in der Behandlung des chronischen Lymphödems. Chirurgische Verfahren bieten bisher nur mäßigen Erfolg mit zum Teil erheblichen OP-Risiken. Funktionelle bioartifizielle Lymphknoten mit Hilfe von PCL scaffolds bieten einen neuen und innovativen Therapieansatz an.
Methoden: Menschliche Lymphknoten wurden zu kleinen Fragmenten (1 mm) verarbeitet und mit Hilfe von Fibrinkleber in sterilen zylindrisch-förmigen PCL scaffolds (5 mm Durchmesser & Höhe) fixiert. Für die in vitro-Studie wurden die bioartifiziellen Lymphknoten in 48-well plates für 4 Wochen kultiviert. Alle Konstrukte wurden nach 1, 3, 7, 14 und 21 Tagen mikroskopisch hinsichtlich Zellmigration untersucht. Zusätzlich wurden Zellproliferationsuntersuchungen mit einem “fluorimetric dsDNA quantification kit” durchgeführt. In der Tierstudie wurden insgesamt 14 weibliche immunodefiziente Nacktmäuse (nu/nu, 4 Wochen alt) verwendet. Alle bioartifiziellen Lymphknoten wurden gefäßnah an die rechte A. femoralis implantiert (Sample > rechte Leiste, Kontrolle > linke Leiste). Die erste Gruppe (n = 7) wurde nach 8 Wochen euthanasiert, die zweite Gruppe (n = 7) nach 16 Wochen. Die entnommenen Gewebeproben wurden in Formalin gelegt und für weitere Untersuchungen vorbereitet (µCT, Histologie, IHC). Humane LYVE1-Antikörper wurden zur Darstellung von neuen Lymphgefäßen verwendet.
Ergebnisse: Zellmigration und -proliferation wurden zu verschiedenen Zeitpunkten in vitro beobachtet. Dabei konnten 2 Zellarten mikroskopisch visualisiert werden (runde vs. adherente Zellen). In vivo wurden alle Konstrukte von den Mäusen gut angenommen. Nach 8 Wochen zeigte sich bereits intraoperativ eine signifikante Vaskularisation der bioartifiziellen Lymphknoten im Vergleich zur Kontrollseite. Dies konnte auch durch µCT-Scans bestätigt werden. Histologisch und immunohistochemisch zeigten sich eine Regeneration des Lymphknotengewebes sowie eine Neuformation von Lymphgefäßen ausgehend von den Kontrukten.
Schlussfolgerungen: Eine adäquate kausale chirurgische Behandlung des chronischen Lymphödems mit geringer Morbidität existiert bis dato nicht. Unser neuer innovativer Ansatz zeigt eine Lymphgefäßneubildung ausgehend von bioartifiziellen Lymphknoten, welches eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Lymphödemtherapie darstellt. Weitere Tierversuche mit iatrogen induzierten Lymphödemen sind notwendig um eine Verbesserung des Lymphödems in vivo zeigen zu können.