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Das Ohr der haarlosen Maus als Mikrozirkulationsmodell
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Veröffentlicht: | 28. September 2015 |
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Einleitung: Wundheilung ist ein dynamischer Prozess mit komplexen zellulären und extrazellulären Interaktionen. Die Heilung wird von den vorherrschenden physiologischen, biochemischen sowie morphologischen Gegebenheiten beeinflusst. Die pathophysiologischen Zusammenhänge und Differenzen unterschiedlicher Noxen und Traumata sind bisher wenig bekannt. Ziel war es daher unterschiedliche Modelle auf gleicher Basis zu entwickeln, die auf dem Boden intravitaler Untersuchungen insbesondere Vergleiche der Mikrozirkulation, Leukozyten-Endothelzell-Interaktion, Angiogenese und Epithelialisierung zulassen. Hiermit sollen Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Pathophysiologie unterschiedlicher Traumata herausgearbeitet werden.
Methodik: Insgesamt wurden Modelle am Ohr der haarlosen Maus entwickelt oder modifiziert, die die Analyse der Pathophysiologie nach Verbrennungen, Erfrierungen, Laugen- und Säureverätzungen, Strahlenschäden, Wunden mit Substanzdefekten sowie Ischämien erlauben. Die Untersuchung mikrozirkulatorischer Parameter, der Leukozyten-Endothelzell-Interaktion und der Angiogenese erfolgte per intravitaler Fluoreszenzmikroskopie; die Epithelialisierung konnte per Auflichtmikroskopie bei tangential einfallender Zusatzbeleuchtung zuverlässig planimetrisch ermittelt werden.
Ergebnisse: Alle entwickelten Modelle haben minimalinvasiven Charakter. Es sind keine den Organismus der Maus über die zugefügte Schädigung hinaus wesentlich beeinflussende Manipulationen erforderlich; die Veränderung der Parameter kann allein auf das Trauma zurückgeführt werden. Die Belastung der Tiere ist minimal und beschränkt sich auf die Inhalationsnarkose, das eigentliche Trauma wird von den Mäusen ignoriert. Das Modell ist sehr kostengünstig. Die Modelle zeigten sich sehr sensibel bezüglich der pathophysiologischen Veränderungen und zeigten sowohl Parallelen als auch wesentliche Unterschiede in der Pathophysiologie der unterschiedlichen Schädigungsarten auf.
Schlussfolgerung: Bis heute sind viele Fragen bezüglich der Schädigungsmechanismen und der anschließenden Wundheilung unklar und die Therapien beschränken sich häufig auf symptomatische Medikamentengaben und Antisepsis. Die vorgestellten Modelle erlauben die direkte Visualisierung der Pathophysiologie nach unterschiedlichen Traumata und nach Gabe unterschiedlicher Substanzen und qualifizieren für erste Schritte bei der Entwicklung möglicher Therapien.