Artikel
Akutversorgung von Hundebissverletzungen im Gesicht
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 28. September 2015 |
---|
Gliederung
Text
Die Bissverletzungen im Gesicht gehören zu den plastisch-chirurgischen Notfällen. Das Verletzungsmuster ist sehr unterschiedlich und kann von klaffenden singulären bis zu multiplen Wunden mit Durchtrennung der tiefer liegenden Strukturen reichen. Häufig werden die Haut- und Weichteilfragmente abgebissen, sodass eine Lappenplastik erforderlich ist.
In den letzten 15 Monaten haben wir in unserer Klinik 7 Hundebissverletzungen primär chirurgisch behandelt. Bei ausgedehnten Weichteildefekten an Unter- und Oberlippen erfolgte in 3 Fällen eine sofortige Lappendeckung. In jeden Fall wurde eine Restitutio ad Integrum erreicht. Infektionen und funktionelle Störungen haben wir bisher nicht beobachtet. Bei leichter, jedoch störender Narbeneinziehung, wurde in zwei Fällen ein sekundäres Lipofilling geplant.
Trotz bakterieller Kontamination der Bisswunden (am häufigsten durch Pasteurella Canis) gibt es in der Literatur den zunehmenden Konsens, dass die Bisswunden im Gesicht primär verschlossen werden sollten. Bei besonders ausgeprägten Befunden wäre ein temporärer Ausfall der motorischen und protektiven Lippenfunktion auch nicht vertretbar. Aufgrund der guten Vaskularisation im Gesicht ist eine sparsame Exzision zur Infektionsprophylaxe ausreichend. Die Infektionsrate hängt stark vom Zeitpunkt der Primärversorgung ab. Als antibiotische Prophylaxe wird am häufigsten Amoxicillin mit Clavulansäure empfohlen.
Die Primärversorgung der Hundebissverletzungen stellt eine wichtige und dankbare Therapie dar. Durch die richtige Wahl der Lappenplastiken und exakten mehrschichtigen Rekonstruktion der anatomischen Strukturen werden den Patienten die funktionellen Einschränkungen und das ganze Leben stigmatisierende Narben erspart.