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Die postoperative Bestrahlung mikrovaskulärer Lappenplastiken zur Brustrekonstruktion – Langzeitergebnisse aus Bielefeld
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Veröffentlicht: | 3. September 2014 |
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Fragestellung: Die postoperative Bestrahlung der Brust senkt die Entstehung von Lokalrezidiven und verlängert die Überlebenszeit beim Mammakarzinom. Die Bestrahlung der primärrekonstruierten Brust ist jedoch umstritten. Während sie bei Implantatrekonstruktionen zu Kapselfibrosen führt, sind Gefäßverschlüsse, Volumenverluste, Verhärtungen und Fettgewebsnekrosen nach Bestrahlung mikrovaskulärer Lappenplastiken beschrieben. Häufig wird Patientinnen von Primärrekonstruktionen mit autologen mikrovaskulären Lappenplastiken abgeraten. Die genannten Spätfolgen werden jedoch sehr kontrovers diskutiert.
Methoden: Zwischen 2005 und 2013 wurden 404 Patientinnen mit einer mikrovaskulären DIEP/ms- 2- TRAM- oder TMG-Lappenplastik rekonstruiert. 25 wurden postoperativ an der Thoraxwand bestrahlt. Diese Therapie beinhaltete auch die rekonstruierte Brust. 15 bestrahlte Patientinnen wurden nachuntersucht. Die Nachuntersuchung erfolgte frühestens 6 Monate nach Bestrahlungsende. Alle Lappen wurden an die Vasa thoracica interna anastomosiert. Durchschnittlich wurde eine Gesamtdosis von 50 Gy appliziert. Klinisch wurden Form, Volumen und Hautauffälligkeiten untersucht. Die Patientinnen wurden auf Größenveränderungen und das Tastgefühl befragt. Im Ultraschall (Voluson E8- GE Healthcare) wurden die Anastomosen mit einem 12 MHz Schallkopf dargestellt. Außerdem wurde sonografisch auf Fettgewebsnekrosen untersucht.
Ergebnisse: Ein Lappenverlust infolge der Bestrahlung trat nicht auf. Bei allen Patientinnen war das Lappenvolumen konstant. Verhärtungen bestanden nicht. Alle Anastomosen waren durchgängig. Im Ultraschall konnte in 12 Lappenplastiken Fettgewebsnekrosen nachgewiesen werden. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Lappenplastiken (TMG / DIEP / ms-TRAM).
Schlussfolgerung: Die Bestrahlung mikrovaskulärer Lappenplastiken führte zu keinen Lappenverlusten. Das ästhetische Ergebnis war nicht beeinträchtigt. Die nachgewiesenen Fettgewebsnekrosen waren klein und führten nicht zu einem Volumendefizit oder einer palpablen Verhärtung. Ob sie Folge der Bestrahlung sind bleibt unklar, da Fettgewebsnekrosen auch in nicht- bestrahlten mikrovaskulären Lappenplastiken beschrieben werden. Die postoperative Bestrahlung ist keine Kontraindikation für eine primäre Brustrekonstruktion mit mikrovaskulären Lappenplastiken und sollte Patientinnen nicht vorenthalten werden. Alternativ kann die immediate-delayed Technik angeboten werden, um den originären Hautmantel der Brust zu enthalten und ein besseres ästhetisches Ergebnis zu erzielen.