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Multiple freie Lappenplastiken bei Mehrfach-Defekten unterschiedlicher Lokalisation
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Veröffentlicht: | 27. September 2011 |
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Text
Einleitung: Eine besondere Herausforderung im plastisch chirurgischen Krankengut stellen Patienten mit Defekten an multiplen Lokalisationen dar. Grund hierfür waren in unserem Patientengut Traumata, die nach suizidaler Handlung entstehen, aber auch fulminante infektiöse Geschehen. Multiple ausgedehnte Defekte erfordern mehrere Lappenplastiken. Dabei soll das Ziel in einer suffizienten Defektdeckung einerseits, aber auch in einer geringen Hebedefektmorbidität andererseits bestehen.
Material und Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Analyse aller Patienten, die im Zeitraum von Februar 2010 bis April 2011 freie Lappenplastiken in unterschiedlichen Körperregionen erhalten hatten. Doppel-DIEP Operationen wurden nicht eingeschlossen. Untersucht wurden die Defektursache, –Lokalisation, stationäre Aufenthaltsdauer sowie die Wahl der freien Lappenplastik und das Outcome.
Ergebnisse: Es wurden 5 Patienten identifiziert, bei denen im genannten Zeitraum mehrere Lappenplastiken aufgrund multipler Defekte notwendig waren. Die Patienten (1 Frau und 4 Männer) wiesen ein Durchschnittsalter von 31,6 Jahren auf. Die Gewebedefekte an multiplen Lokalisationen resultierten bei 4 der 5 Patienten aus einem Trauma (n=4). Dabei hatten 3 Patienten in suizidaler Absicht gehandelt. Im Speziellen lagen bei 2 Patienten Erfrierungen beider unterer Extremitäten und bei einer Patientin multiple offene Frakturen im Bereich beider unterer Sprunggelenke nach Sprung aus großer Höhe vor. Betroffen waren beide untere Extremitäten. Zusätzlich wies ein Patient (n=1) mehrere Defekte an allen Extremitäten bei Zustand nach fulminanter Meningokokkensepsis auf. Die stationäre Aufenthaltsdauer betrug durchschnittlich 85,9 Tage. Insgesamt wurden 4 anteriolaterale Oberschenkellappen, 2 Paraskapularlappenplastiken, 2 freie Latissimus dorsi Lappenplastiken, 1 freie Gracilislappenplastik und 1 freie vertikale Rectus abdominis Lappenplastik durchgeführt. Von den 11 transferierten freien Lappenplastiken zeigte ein Lappen eine venöse Thrombose, sodass eine Unterschenkel-Amputation nach mehreren frustranen Thrombektomien nicht abzuwenden war. 90% der freien Lappenplastiken zeigten eine gute Einheilung, wobei in 3 Fällen kleinere Debridements mit Spalthauttransplantation und Sekundärnaht notwendig waren.
Schlussfolgerung: Bei Patienten mit ausgedehnten Weichteildefekten multipler Lokalisation ist eine wohlüberlegte, vorausschauende Planung von Nöten, um ein optimales kosmetisches und funktionelles Ergebnis zu erzielen, vorangegangenene Lappenplastiken nicht zu gefährden und die Belastung des Patienten so gering wie möglich zu halten. Anhand von 5 Patienten konnten wir zeigen, dass mit Hilfe fasziokutaner und muskulokutaner freier Lappenplastiken ein gutes funktionelles Ergebnis erreicht werden kann. Bei kleineren Defekten kann auf fasziokutane Lappen zurückgegriffen werden. Zum einen auf Grund der geringeren Hebemorbidität im Vergleich zu muskulokutanen Lappen, zum anderen um für verbliebene ausgedehntere Defekte größere muskulokutane Lappen als Reserve zu behalten. Wir sehen diese durchaus aufwendigen Rekonstruktionsverfahren, welche mit einem langen stationären Aufenthalt verbunden sind, besonders aufgrund des jungen Alters der Patienten zum Extremitätenerhalt und zur Verbesserung der Lebensqualität als gerechtfertigt an.