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33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Regensburg, 22.09. - 25.09.2016

Reliabilität der deutschen Version des Fragebogens EAT-10 für Kopf-Hals-Tumor-Patienten

Vortrag

  • presenting/speaker Almut Goeze - Abt. für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Gießen-Marburg, Marburg, Deutschland
  • corresponding author Eugen Zaretsky - Abt. für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Gießen-Marburg, Marburg, Deutschland
  • author Petra Pluschinski - Abt. für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Gießen-Marburg, Marburg, Deutschland
  • author Isabel Grethel - Philipps-Universität, Marburg, Deutschland
  • author Silke Steinbach-Hundt - Abt. für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Gießen-Marburg, Marburg, Deutschland
  • author Christiane Hey - Abt. für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Gießen-Marburg, Marburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Regensburg, 22.-25.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV16

doi: 10.3205/16dgpp36, urn:nbn:de:0183-16dgpp361

Veröffentlicht: 8. September 2016

© 2016 Goeze et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: EAT-10 (Eating Assessment Tool) ist ein symptom-spezifischer Fragebogen zur systematischen Erfassung von Schluckstörungen. Die ursprüngliche englische Version wurde 2008 von Belafsky et al. entwickelt und validiert an 482 Patienten mit einer Schluckstörung unterschiedlicher Genese. Sie besteht aus insgesamt 10 likert-skalierten Items (z.B. Schmerzen oder Anstrengungen beim Schlucken) und ist konzipiert zum eigenständigen Ausfüllen durch einen betroffenen Patienten. Inzwischen liegt der EAT-10 in zahlreichen Sprachen validiert vor, eine validierte deutsche Version existiert jedoch noch nicht.

Ziel der hier vorgestellten Studie war daher die Übersetzung und zunächst Reliabilitätsüberprüfung anhand einer definierten Patientenpopulation, den Kopf-Hals-Tumor-Patienten.

Material und Methoden: Die Übersetzung von EAT-10 erfolgte gemäß den Richtlinien zur Übersetzung fremdsprachlicher Messinstrumente. Nach Übersetzung ins Deutsche erfolgte eine Rückübersetzung ins Englische durch vier bilinguale angloamerikanische Nativespeaker mit sehr guten Deutschkenntnissen. Diese Rückübersetzung entsprach weitgehend dem englischen Original. Insgesamt wurde EAT-10 von 81 Kopf-Hals-Tumor-Patienten (76% männlich, Altersspanne 28–85, M=64; Tumorstadium (UICC) I–IV) ausgefüllt. Die Reliabilität bzw. interne Konsistenz wurde durch Cronbachs Alpha bestimmt, die Zusammenhänge zwischen EAT-10-Gesamtscore sowie Tumorstadium bzw. -lokalisation durch Spearman-Korrelationen bzw. Kruskal Wallis H-Test geprüft.

Ergebnisse: Cronbachs Alpha betrug 0,937 (Werte über 0,9 gelten als sehr gut). Das Tumorstadium korrelierte eher mäßig mit dem EAT-10-Gesamtscore (ρ=0,403). Die Unterschiede in der Ausprägung des EAT-10-Gesamtscores je nach Tumorlokalisation erwiesen sich als hoch signifikant: χ²(2)=11.78, p=0,003.

Diskussion: Wie auch die Übersetzungen von EAT-10 in andere Sprachen, demonstrierte die deutsche Version eine sehr gute Reliabilität. Das Tumorstadium korrelierte tendenziell, wenn auch nicht stark, mit dem EAT-10-Gesamtscore. Höhere Tumorstadien gingen dabei mit höheren EAT-10-Werten, d.h. mit einer stärkeren Schluckstörung, einher. Patienten mit Oropharynx-Karzinomen schätzten ihre Schluckbeschwerden als besonders gravierend ein, die Beschwerden der Patienten mit Mundhöhlenkarzinomen waren dagegen am schwächsten ausgeprägt.

Fazit: Die deutsche Version von EAT-10 erwies sich als reliables Instrument zur Erfassung der Schluckbeschwerden bei Kopf-Hals-Tumor-Patienten.


Text

Hintergrund

EAT-10 (Eating Assessment Tool) ist ein symptom-spezifischer Fragebogen zur systematischen Erfassung von Schluckstörungen. Die ursprüngliche englische Version wurde 2008 von Belafsky et al. [1] entwickelt und validiert an 482 Patienten mit Schluckstörungen unterschiedlicher Genese. Sie besteht aus insgesamt 10 Likert-skalierten Items (z.B. Schmerzen oder Anstrengungen beim Schlucken, 0 = keine Beschwerden bis 4 = starke Beschwerden) und ist konzipiert zum eigenständigen Ausfüllen durch einen betroffenen Patienten. Inzwischen liegt der EAT-10 in zahlreichen Sprachen validiert vor, eine validierte deutsche Version existiert jedoch noch nicht.

Ziel der hier vorgestellten Studie war daher die Übersetzung und zunächst Reliabilitätsüberprüfung anhand einer definierten Patientenpopulation, den Kopf-Hals-Tumor-Patienten.

Material und Methoden

Die Übersetzung von EAT-10 erfolgte gemäß den Richtlinien zur Übersetzung fremdsprachlicher Messinstrumente [2]. Nach Übersetzung ins Deutsche erfolgte eine Rückübersetzung ins Englische durch vier bilinguale angloamerikanische Nativespeaker mit sehr guten Deutschkenntnissen. Diese Rückübersetzung entsprach weitgehend dem englischen Original. Insgesamt wurde EAT-10 von 81 Kopf-Hals-Tumor-Patienten (76% männlich, Altersspanne 28–85, M=64; Tumorstadium (UICC) I–IV) ausgefüllt. Die Reliabilität bzw. interne Konsistenz wurde durch Cronbachs Alpha bestimmt, die Zusammenhänge zwischen EAT-10-Gesamtscore sowie Tumorstadium bzw. -lokalisation durch Spearman-Korrelationen bzw. Kruskal Wallis H-Test geprüft.

Ergebnisse

Cronbachs Alpha betrug 0,937 (Werte über 0,9 gelten als sehr gut, vgl. [3]. Das Tumorstadium korrelierte eher mäßig mit dem EAT-10-Gesamtscore (ρ=0,403, p<0,001), Tabelle 1 [Tab. 1].

Die Unterschiede in der Ausprägung des EAT-10-Gesamtscores je nach Tumorlokalisation erwiesen sich als hoch signifikant: χ2(2)=11,78, p=0,003, s. Tabelle 2 [Tab. 2].

Diskussion

Wie auch die Übersetzungen von EAT-10 in andere Sprachen [4], [5], demonstrierte die deutsche Version eine sehr gute Reliabilität. Das Tumorstadium korrelierte tendenziell, wenn auch nicht stark, mit dem EAT-10-Gesamtscore. Höhere Tumorstadien gingen dabei mit höheren EAT-10-Werten, d.h. mit einer stärkeren Schluckstörung, einher. Patienten mit Oropharynx-Karzinomen schätzten ihre Schluckbeschwerden als besonders gravierend ein, die Beschwerden der Patienten mit Mundhöhlenkarzinomen waren dagegen am schwächsten ausgeprägt.

Fazit

Die deutsche Version von EAT-10 erwies sich als reliables Instrument zur Erfassung der Schluckbeschwerden bei Kopf-Hals-Tumor-Patienten.


Literatur

1.
Belafsky PC, Mouadeb DA, Rees CJ, Pryor JC, Postma GN, Allen J, Leonard RJ. Validity and reliability of the Eating Assessment Tool (EAT-10). Ann Otol Rhinol Laryngol. 2008 Dec;117(12):919-24. DOI: 10.1177/000348940811701210 Externer Link
2.
Schmitt M, Eid M. Richtlinien für die Übersetzung fremdsprachlicher Messinstrumente. Diagnostica. 2007;53(1):1-2. DOI: 10.1026/0012-1924.53.1.1 Externer Link
3.
Bland JM, Altman DG. Cronbach's alpha. BMJ. 1997 Feb;314(7080):572. DOI: 10.1136/bmj.314.7080.572 Externer Link
4.
Farahat M, Mesallam TA. Validation and Cultural Adaptation of the Arabic Version of the Eating Assessment Tool (EAT-10). Folia Phoniatr Logop. 2015;67(5):231-7. DOI: 10.1159/000442199 Externer Link
5.
Nogueira DS, Ferreira PL, Reis EA, Lopes IS. Measuring Outcomes for Dysphagia: Validity and Reliability of the European Portuguese Eating Assessment Tool (P-EAT-10). Dysphagia. 2015 Oct;30(5):511-20. DOI: 10.1007/s00455-015-9630-5 Externer Link