Artikel
Ein neues Verfahren zur Untersuchung der auditiven und Sprach-Verarbeitung von Kindern ab 4 Jahren: eine psychoakustische und MMN-Studie
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 6. September 2012 |
---|
Gliederung
Zusammenfassung
Einleitung: Sprachscreenings für Kinder im Kindergartenalter sollten zwischen (a) normaler Sprachentwicklung, (b) Sprachauffälligkeiten, die einer Sprachförderung bedürfen, und (c) Sprachentwicklungsstörungen, die eine Therapie benötigen, differenzieren [1]. Weiterhin sind bei einigen Kindern auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) anzunehmen, die oft mit Sprachentwicklungsauffälligkeiten koinzidieren. Um (patho)physiologisch basierte Cut-off Kriterien zu entwickeln, die zwischen den Gruppen (b) und (c) diskriminieren und um den Anteil an AVWS-Kindern innerhalb der Gruppen zu bestimmen, sollte ein psychoakustischer Test entwickelt werden, der die auditive Verarbeitung und Wahrnehmung bei Kindern im Alter von 4 und 5 Jahren misst.
Methode: Der psychoakustische Test wurde entwickelt, bislang an 150 Kindern validiert und wird derzeit normiert. Er wurde bei 60 Kindern (Alter 4–4.5 Jahre) eingesetzt, die zu je einer der o.g. Gruppen (a)–(c) gehören. Die Testergebnisse wurden mit Messungen präattentiver ereigniskorrelierter Potentiale (mismatch negativity, MMN) verglichen unter Verwendung derselben Stimuli.
Ergebnisse: Der psychoakustische Test misst ausreichend reliabel Basisfunktionen der zentralen auditiven und Sprachverarbeitung (durchführbar bei >70% der 4-Jährigen) und differenziert zwischen sprachauffälligen und sprachunauffälligen Kindern. Erste MMN-Ergebnisse belegen Lateralisierungs- und Verarbeitungsstörungen sprachlicher und nichtsprachlicher zerebraler Prozesse.
Schlussfolgerung: Der psychoakustische Test könnte zusätzlich zu Sprachscreenings eingesetzt werden, um AVWS früh zu identifizieren und entsprechende Interventionen einzuleiten.
Text
Einleitung
Sprachscreenings für Kinder im Kindergartenalter sollten zwischen (a) normaler Sprachentwicklung, (b) Sprachauffälligkeiten, die einer Sprachförderung bedürfen, und (c) Sprachentwicklungsstörungen, die eine Therapie benötigen, differenzieren [1]. Weiterhin sind bei einigen Kindern auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) anzunehmen, die oft mit Sprachentwicklungsauffälligkeiten koinzidieren. Um (patho)physiologisch basierte Cut-off Kriterien zu entwickeln, die zwischen den Gruppen (b) und (c) diskriminieren und um den Anteil an AVWS-Kindern innerhalb der Gruppen zu bestimmen, sollte ein psychoakustischer Test entwickelt werden, der die auditive Verarbeitung und Wahrnehmung bei Kindern im Alter von 4 und 5 Jahren misst. Die Ergebnisse dieses Tests und der Sprachtests sollten mit Messungen präattentiver ereigniskorrelierter Potentiale (mismatch negativity, MMN) verglichen werden unter Verwendung derselben Stimuli wie für den psychoakustischen Test.
Methode
Der psychoakustische Test wurde entwickelt, an 180 Kindern validiert und vorläufig normiert. Er wurde er bei 60 Kindern (Alter 4–4.5 Jahre) eingesetzt, die zu je einer der o.g. Gruppen (a)–(c) gehören. Die Testergebnisse wurden mit MMN-Messungen verglichen.
Ergebnisse
Der psychoakustische Test misst ausreichend reliabel Basisfunktionen der zentralen auditiven und Sprachverarbeitung (durchführbar bei >70% der 4-Jährigen) und differenziert zwischen sprachauffälligen und sprachunauffälligen Kindern. Erste MMN-Ergebnisse belegen Lateralisierungs- und Verarbeitungsstörungen sprachlicher und nichtsprachlicher zerebraler Prozesse.
Schlussfolgerung
Der psychoakustische Test könnte zusätzlich zu Sprachscreenings eingesetzt werden, um AVWS früh zu identifizieren und entsprechende Interventionen einzuleiten. Eine sichere elektrophysiologische Differenzierung zwischen Kindern mit Sprachförder- und Sprachtherapiebedarf erscheint hingegen, nach den Ergebnissen dieser Studie, nicht möglich.
Projektförderung durch das BMBF, Förderkennzeichen DLR 01GJ0982