Artikel
Audit zur klinischen Praxis: Antibiotische Prophylaxe bei neurochirurgischen Eingriffen in einem pädiatrisch-onkologischen Behandlungszentrum
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 28. April 2016 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Die perioperative Antibiotikaprophylaxe ist ein wichtiger Ansatzpunkt für die Verbesserung des rationalen Antibiotikaeinsatzes in der klinischen Praxis durch interne Audits. Kinderonkologische Patienten mit Hirntumoren, die einer neurochirurgischen Operation bedürfen, haben ein erhöhtes Risiko für postoperative Wundinfektionen (SSI) und erhalten daher eine PAP.
Patienten: Alle weniger als 18 Jahre alten Patienten eines kinderonkologischen Zentrums mit neurochirurgischer Operation.
Material und Methoden: Systematisches Audit von klinischen Routinedaten in zwei Gruppen: Retrospektiv (1. Jan 2012 - 31. März 2014) und prospektiv (01. April 2014 - 31. März 2015) Bezug nehmend auf einen internen Standard zur PAP der im Januar 2014 neu aufgelegt wurde. Surveillance von SSI in den ersten 30 Tagen nach der Operation nach Standarddefinitionen (CDC).
Ergebnisse: Insgesamt wurden 53 Operationen bei 33 kinderonkologischen Patienten untersucht; 12 Patienten wurden im Beobachtungszeitraum mehr als einmal operiert. Die detaillierte Analyse der PAP ergab zu niedrige Dosierungen (30 statt 50mg/kg) und keine wiederholte Gabe bei einer OP-Dauer über 4 Stunden. Außerdem wurde Cefotaxim, das nicht für die PAP in der Neurochirurgie geeignet ist (anstelle von Cefuroxim oder Ampicillin-Sulbactam), retrospektiv in 26% und prospektiv in 18% aller Fälle eingesetzt. Eine über drei Gaben (in 24 Stunden) hinausgehende PAP wurde retrospektiv in 66% und prospektiv in 60% der Fälle gegeben (p=0,727). Bei keinem Patienten wurde eine SSI diagnostiziert.
Schlussfolgerung: Dieses erste umfassende Audit der PAP bei kinderonkologischen Patienten mit neurochirurgischen Eingriffen zeigt wichtige Ansatzpunkte für eine Verbesserung der klinischen Praxis auf. Diese betreffen die korrekte Dosierung, die wiederholte Gabe bei verlängerter OP-Dauer, den Verzicht auf Cefotaxim und eine kürzere Gesamtdauer der PAP. Außerdem zeigt die Analyse Barrieren und organisatorische Herausforderungen bei der Einführung eines Evidenz-basierten interdisziplinären Arbeitsablaufs.