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Erhebung des Gesundheitszustandes von Flüchtlingskindern in RLP/Mainz
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Veröffentlicht: | 28. April 2016 |
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Fragestellung: Alleine im Laufe des Jahres 2015 wurden in Deutschland 476.649 Asylanträge gestellt – ca. 30% der Antragssteller waren Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Für Kinderärzte in Deutschland bedeutet dies einen enormen Zuwachs an zu versorgenden Patienten innerhalb kürzester Zeit. Hinzu kommt, dass es bisher kaum Daten zum Gesundheitszustand der Kinder gibt. Erste Zahlen stammen vor allem aus Erstaufnahmeuntersuchungen. Ziel der laufenden Studie ist es nun, Erkenntnisse über den Gesundheitsstatus der Kinder, die bereits seit einigen Wochen oder Monaten in Deutschland sind, zu gewinnen. Dabei wurden Daten zu Impfstatus, chronischen und abgelaufenen Erkrankungen oder Operationen, Allergien, Dauermedikation und Antibiotikaeinnahmen, familiärer Situation inkl. Sprachkenntnissen und Vorhandensein medizinischer Dokumentation erhoben. Ergänzend wurde der aktuelle Gesundheitsstatus im Rahmen einer körperlichen Untersuchung evaluiert.
Material/Methoden: Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um ein Kooperationsprojekt des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz und des Malteser Hilfsdienstes. In den Gemeinschaftsunterkünften der Malteser in Mainz wurden seit Dez. 2015 Kinder zwischen 0 und 17 Jahren untersucht. Beabsichtigt ist die Erfassung von 100 Kindern. Gemeinsam mit Dolmetschern wurde ein Fragebogen zu oben genannten Fragestellungen ausgefüllt und im Anschluss die körperliche Untersuchung mit besonderem Augenmerk auf akute Erkrankungen, Allgemein- und Ernährungszustand durchgeführt.
Ergebnisse: Bei den bislang erfassten Kindern erhärtet sich nicht der häufig geäußerte Verdacht einer im Vergleich zur Normalbevölkerung erhöhten Morbidität, insbesondere einer erhöhten Prävalenz von Infektionskrankheiten. Zu den häufiger festgestellten gesundheitsbezogenen Auffälligkeiten gehören Atemwegsinfekte, dermatologische Erkrankungen und ein häufig festzustellender schlechter Zahnstatus. Auffällig ist die insgesamt – trotz Erstuntersuchung in Aufnahmeunterkünften – unvollständige Dokumentation. Der Impfstatus der Kinder variiert erheblich auch bei den in Deutschland durchgeführten Impfungen und erfüllt nur eingeschränkt die Kriterien der STIKO.
Diskussion & Schlussfolgerung: Aufgrund der bisher erfassten Daten gibt es keinen objektivierbaren Anhalt für eine signifikant erhöhte Erkrankungshäufigkeit bei Flüchtlingskindern. Eine optimierte Standardisierung der Aufnahmeuntersuchung inklusive einer möglichst kongruenten und den STIKO-Empfehlungen entsprechenden Durchimpfung und – ggf. auch elektronischen – Dokumentation ist empfehlenswert.