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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

28.04. - 30.04.2016, Frankfurt am Main

Tuberkulose – alte Erkrankung in neuem Gewand infolge Migration

Meeting Abstract

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  • Petra Kaiser-Labusch - Prof. Hess Kinderklinik, Bremen, Deutschland
  • Hans-Iko Huppertz - Prof. Hess Kinderklinik, Bremen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Frankfurt am Main, 28.-30.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgpi07

doi: 10.3205/16dgpi07, urn:nbn:de:0183-16dgpi078

Veröffentlicht: 28. April 2016

© 2016 Kaiser-Labusch et al.
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Gliederung

Text

Durch die zunehmende Zahl geflüchteter Kinder und Jugendlicher ist mit einer Zunahme der Tuberkuloseerkrankungen zu rechnen. Wir berichten über die Fälle von aktiver Tuberkulose, die wir in den letzten 5 Jahren bei Kindern und Jugendlichen in unserer Klinik der Maximalversorgung in einer deutschen Großstadt behandelt haben.

In früheren Jahren wurden die meisten Patienten mit Tuberkulose über die Umgebungsuntersuchung bei bekannten Indexfällen identifiziert und relativ frühzeitig mit einer meist unkomplizierten Primärtuberkulose diagnostiziert.. Hingegen finden wir bei den Kindern und unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) pulmonale Postprimärtuberkulosen und andere Organtuberkulosen wie zwei Fälle tuberkulöser Spondylodiszitis mit Psoasabszessen, eine Peritonealtuberkulose, mehrere Lymphknotentuberkulosen und zwei begleitende tuberkulöse Gonarthritiden. 2015 die Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen an unserer Klinik gegenüber den Vorjahren verdreifacht

Bei der Hälfte der Patienten konnte der Erreger angezüchtet werden; auch bei wenig produktiv hustenden Jugendlichen haben wir die erregersuche aus Nüchernmagensäften betrieben. Erfreulicherweise haben wir bislang keine Fälle multiresistenter Tuberkulose zu berichten. Alle Erkrankungen konnten mit gutem Outcome behandelt werden, der Weg zur Diagnosestellung war in einem Fall mit ausgedehntem Psoasabszess bei tuberkulöser Spondylarthritis allerdings sehr lang und es musste eine kontinuierliche Drainage über 3 Monate installiert werden. Die Sprachbarriere und die Traumatisierungen, die die jugendlichen Flüchtlinge erlebt haben, sind Hindernisse bezüglich guter Anamnese und aber v.a. Erläuterung des Isolationsbedarfs im Falle offener Lungentuberkulose-Verdachtsfälle, und bzgl. der Wichtigkeit einer regelmäßigen Medikamenteneinnahme. In einem Fall einer Familie mit 4 betroffenen Kindern musste eine ambulante Krankenpflege die Verabreichung der Medikation sicherstellen.

Mangels Indexpatienten sollte bei den UMF frühzeitig die Tuberkulose in differentialdiagnostische Überlegungen einbezogen werden und große Anstrengungen zur Erregerisolierung unternommen werden. Es sollten auch Kinder mit latenter Tuberkulose identifiziert werden und ihnen eine Chemoprävention angeboten werden.