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28. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

06.03. - 08.03.2014, Bochum

Sequenzielle bilaterale Kataraktchirurgie: unangemessenes Risiko oder Vorteil für Patient und Kostenträger?

Meeting Abstract

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  • Rupert M. Menapace - Wien, Österreich

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie. 28. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII). Bochum, 06.-08.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgii020

doi: 10.3205/14dgii020, urn:nbn:de:0183-14dgii0207

Veröffentlicht: 4. März 2014

© 2014 Menapace.
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Gliederung

Text

Bei diesem kontroversen Thema gilt es, vorurteilslos die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen und die Voraussetzungen für eine sichere Durchführung zu definieren.

Die Vorteile sind zunächst einmal ökonomischer Natur: Das enorme Einsparungspotential wurde in einer finnischen Studie unter Berücksichtigung der Einsparungen beim familiären Pflegeaufwand mit ca. 740 € pro Patient beziffert. Die Vorteile für die meist älteren Patienten selbst sind die Halbierung der körperlichen und seelischen Belastung durch Wegfall eines zweiten operativen Ereignisses, für Familie und soziales Umfeld die Ersparnis an Kosten und zeitlichem Aufwand für Transport und Nachsorge. Für den Chirurgen bringt es nicht nur einen effektiveren Einsatz seines chirurgischen Potenzials, sondern auch die Möglichkeit, individuelle Besonderheiten des zuerst operierten Auges (z.B. richtige Zentrierung und Grösse der Rhexis) in die Operation des zweiten Auges einfließen zu lassen.

Als Hauptrisiko wird die Entwicklung einer beidseitigen Endophthalmitis genannt. Unter Einsatz entsprechender Kautelen: Minutiöse Desinfektion und intrakamerale Antibiotikagabe, Verwendung verschiedener Lots von Instrumentar und Verbrauchsmaterialien lässt sich dies jedoch praktisch ausschliessen. Bei einer Endophthalmitisrate von 0,06% laut ESCRS-Studie für das Einzelauge wäre die Wahrscheinlichkeit eines bilateralen Auftretens 1:3,6 Millionen. Die Kosten für die Vermeidung eines einzigen solchen Ereignisses betrügen rechnerisch etwa 3 Milliarden Euro. Als weitere Sorge wird häufig das Auftreten einer Hornhautdekompensation, eines zystoiden Makulaödems, oder einer Netzhautabhebung beidseits geäußert. Schließt man Hornhaut- und Netzhautrisikopatienten grosszügig aus, so bleiben immer noch gut drei Viertel aller Patienten als gute Kandidaten übrig.

Bleibt zuletzt der theoretische Nachteil, die Differenz zwischen errechneter und erzielter Refraktion des erstoperierten Auges bei der Linsenwahl für das zweite Auge vorteilhaft berücksichtigen zu können. Die Literatur zeigt hier allerdings kontroversielle Ergebnisse. Klar ist aber, dass ein eventueller Nachteil des Nicht-Berücksichtigens bei Ausschluss von extremen Augenlängen klinisch auf eine klinisch nicht-relevante Größenordnung schrumpft.

Zusammenfassend ist die beidseitige Katarakt-OP in einer Sitzung bei Einhaltung der Kautelen und Indikationen sicher und in der Zukunft ein ökonomisches Muss, von dem nicht nur Patient und Chirurg, sondern vor allem auch der Kostenträger profitieren.