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4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

16.02.2018, Mainz

BWL-Basiswissen für Hebammen – Aufbau des Wahlpflichtmoduls „Betriebsführung und Qualitätsmanagement“ an der Evangelischen Hochschule Berlin

Meeting Abstract

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  • corresponding author Joana Streffing - Evangelische Hochschule Berlin, Studiengang Hebammenkunde, Berlin, Deutschland
  • Melita Grieshop - Evangelische Hochschule Berlin, Studiengang Hebammenkunde, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Mainz, 16.-16.02.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dghwiP33

doi: 10.3205/18dghwi39, urn:nbn:de:0183-18dghwi399

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2018/18dghwi39.shtml

Veröffentlicht: 13. Februar 2018

© 2018 Streffing et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Der sich zuspitzende Personalmangel in deutschen Kreißsälen führt dazu, dass jede fünfte Klinik ihre offenen Hebammenstellen nicht mehr vollständig besetzen kann. Durchschnittlich fehlen 1,6 Vollzeitkräfte in jedem Kreißsaal bei einer zunehmenden Anzahl von zu betreuenden Frauen [1]. Die leitenden Hebammen im Kreißsaal stehen vor der großen Herausforderung der aktuellen Arbeitssituation, trotz veralteter Berechnungsgrundlagen der Personalbedarfsermittlung (PBE), gerecht zu werden. Eine zusätzliche Schwierigkeit stellt die zunehmende Arbeitsbelastung dar. Sie führt zu sinkender Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit der Hebammen [2]. Diese Herausforderungen an das Personalmanagement und die Qualitätssicherung können die leitenden Hebammen nur mit Kenntnissen der Personal- und Betriebsführung bewältigen.

Die Akademisierung des Hebammenwesens weist die Potentiale auf, diese Themenbereiche zu vermitteln. Im Studiengang Hebammenkunde an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) wurde ein Modul „Betriebsführung und Qualitätsmanagement“ in die Lehre aufgenommen.

Ziel: Das Wahlpflichtmodul „Betriebsführung und Qualitätsmanagement“ bereitet die zukünftigen Bachelorabsolventen auf die Situation im deutschen Gesundheitswesen vor. Die Studierenden erwerben betriebswirtschaftliche Grundlagen eine selbstständige Hebammentätigkeit kompetent zu planen sowie Prozesse des Schnittstellenmanagements mit angrenzenden Berufsgruppen und Sektoren zu definieren und zu evaluieren. Der Erwerb dieser betriebswirtschaftlichen Kompetenzen basiert auf der Vermittlung grundlegender Kenntnisse des deutschen Gesundheitssystems und der Konzepte der PBE. Überdies trägt der Einblick in die Führung eines Unternehmens im Gesundheitssystem zum Verständnis der Personal- und Strukturprobleme der Kreißsäle bei. Ferner werden die Fähigkeiten erworben ein geeignetes Qualitätsmanagementsystem in die eigene Tätigkeit zu implementieren um die eigene Arbeitsqualität zu sichern und kontinuierlich zu verbessern.

Methodik: Der Studiengang Hebammenkunde bietet den Studierenden des achten Semesters das Wahlpflichtmodul „Betriebsführung und Qualitätsmanagement“. In einem Umfang von insgesamt acht Semesterwochenstunden (Gesamtworkload von 450 Stunden) werden die Seminare „Betriebswirtschaftslehre, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit“, „Businessplanung und Projektmanagement“ und „QM-Systeme im Gesundheitswesen“ gelehrt und erlernt. Das Lehr-Lern-Konzept der Veranstaltungen beinhaltet z.B. die Vermittlung von Führungskompetenzen, sowie die Kompetenz eine adäquate PBE durchzuführen um dann innovative Methoden der Personalkalkulation zu entwickeln. Die Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre und die erworbenen Kenntnisse der Krankenhausfinanzierung ermöglichen den Studierenden einen erfolgreichen Businessplan für den eigenen Tätigkeitsbereich zu erstellen. Zudem konzipieren sie eigene QM-Handbücher für ihren Tätigkeitsbereich, womit der Theorie-Praxis-Transfer initiiert und unterstützt wird.

Ergebnisse: Die Evaluation des ersten Durchlaufs (n=5) des Wahlpflichtmoduls im Sommersemester 2017 zeigte, dass die Studierenden die Seminarinhalte als wertvolles, praxisnahes und grundlegendes Wissen empfinden und für die berufliche Zukunft als unabdingbar erachten.

Relevanz: Die Studierenden werden vorbereitet im klinischen und im freiberuflichen Bereich Führungsaufgaben zu übernehmen sowie den Personalbedarf zu kalkulieren. Sie lernen Projekte zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen. Es werden QM-Handbücher konzipiert, die den gültigen Rechtsnormen entsprechen und bereits für die freiberufliche Tätigkeit eine verpflichtende Notwendigkeit sind.

Schlussfolgerung: Basierend auf der positiven Resonanz wird das Wahlpflichtmodul „Betriebsführung und Qualitätsmanagement“ auch in den kommenden Semestern an der EHB angeboten.

Ethik und Interessenkonflikt: Die Forschungsarbeit wurde aus folgendem Grund keiner Ethikkommission vorgelegt: Es handelt sich um den Aufbau eines Moduls an der Evangelischen Hochschule Berlin, es wurden keine Daten von Klient/innen oder Patient/innen erhoben. Sie wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegt kein Interessenkonflikt vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.


Literatur

1.
Deutscher Hebammenverband. Die Arbeitssituation von angestellten Hebammen in Kliniken – Hebammenbefragung 2015; 2016. [Zugriff/cited Oct 2017]. Verfügbar unter/available from: https://www.hebammenverband.de/fileadmin/download/DHV_Studie_Hebammenbefragung2015_final_web.pdf Externer Link
2.
Stahl K. Arbeitssituation von angestellten Hebammen in deutschen Kreißsälen – Implikationen für die Qualität und Sicherheit der Versorgung. ZEFQ. 2016;1725:1-9. DOI: 10.1016/j.zefq.2016.07.005 Externer Link