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„Spontanrupturen“ von Sehnen – eine Folge von Radiusplatten?
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Veröffentlicht: | 13. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Aktuell werden die meisten distalen Radiusfrakturen bei erwachsenen Patienten mit winkelstabilen palmaren Platten versorgt. Eine gefürchtete Langzeitkomplikation der Plattenosteosynthese ist die Spontanruptur von Sehnen insbesondere des Daumens. Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit von nicht-traumatischen Sehnenrupturen in Höhe des Handgelenks und die Assoziation mit distalen Radiusfrakturen zu untersuchen.
Methodik: Untersucht wurden die zwischen 01.10.2020 und 31.03.2023 in unserer Abteilung durchgeführten Operationen, bei denen eine Sehnentransposition oder Sehnenkopplung durchgeführt oder geplant wurde – also die Standardeingriffe bei nicht-traumatischen Sehnenrupturen von Daumen oder Langfingern in Höhe des Handgelenks. Anhand der zugehörigen OPS-Codes wurden die Eingriffe herausgesucht. Es erfolgte dann eine Analyse der Ursache für die jeweilige Sehnenruptur. Zudem wurde die Häufigkeit winkelstabiler Plattenosteosynthesen am distalen Radius im gleichen Zeitraum untersucht, desgleichen die Entfernung von Radiusplatten.
Ergebnisse: Im genannten Zeitraum operierten wir acht Patienten wegen Spontanrupturen von Sehnen des Daumens oder der Finger: Spontanruptur der Extensor-pollicis-longus-Sehne ohne vorhergehende distale Radiusfraktur (n=2); EPL-Ruptur mehr als 10 Jahre nach dorsaler Radiusverplattung (n=2), Flexor-pollicis-longus-Ruptur mehrere Jahre nach palmarer Radiusverplattung (n=3), EPL-Ruptur 8 Tage nach palmarer Verplattung (n=1). Alle drei Patientinnen mit Beugesehnenrupturen waren mit palmar vom Radius abstehenden Platten oder sehr weit distal gelegenen Platten versorgt worden.
Im gleichen Zeitraum wurden 241 distale Radiusfrakturen verplattet, bei 49 Patienten erfolgte eine Materialentfernung am distalen Radius. Die Gründe hierfür waren folgende: Sehnenruptur (n=5), Refraktur bei liegender Platte nach erneutem Trauma (n=5), Karpaltunnelsyndrom oder Tendovaginitis (n=8), Bewegungseinschränkung (n=5), jugendlicher Patient (n=2), Patientenwunsch (n=15), keine Angabe von Gründen (n=7), erforderliche Folgeeingriffe nach sekundärer Dislokation der Fraktur (n=2).
Schlussfolgerung: Sehnenrupturen nach osteosynthetischer Versorgung distaler Radiusfrakturen sind auch im Langzeitverlauf ein seltenes Ereignis. Eine routinemäßige Entfernung der Osteosyntheseplatten ist insbesondere bei korrekter Lage und palmarer Plattenposition nicht indiziert.