Artikel
Eine vergleichende Analyse akustischer Stabdoppler und farbkodierter Duplexsonographie bei der präoperativen Planung freier Lappenplastiken zur Rekonstruktion großflächiger Defekte an Hand und Handgelenk
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 9. Oktober 2020 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Durch ihre exponierte Lage sind Verletzungen der distalen oberen Extremität relativ häufig. Da die Weichteilbedeckung hier zudem sehr dünn und das subkutane Fettgewebe nur gering ausgeprägt ist, liegen bei vollschichtigen Defekten rasch tiefere Strukturen frei. Zur Rekonstruktion dieser mechanisch hoch beanspruchten Körperregion wird daher im Regelfall die Deckung durch autologes Gewebe erforderlich. Aufgrund seiner geringen Gewebedicke und großen Deckungsfläche hat sich der freie anterolaterale Oberschenkellappen (ALT) hier zu einer bevorzugten mikrochirurgischen Rekonstruktionsoption entwickelt. Allerdings bereitet seine unzuverlässige Gefäßanatomie häufig Schwierigkeiten. In diesem Zusammenhang kann die Duplexsonographie helfen.
Methodik: Von 2008 bis 2017 wurden 127 Patienten mit Defekten der oberen Extremität distal des Ellenbogens durch freien Gewebetransfer an der BG Unfallklinik Ludwigshafen rekonstruiert, wovon 44 eine freie ALT Lappenplastik erhielten. In 12 Fällen erfolgte präoperativ eine farbkodierte Duplexsonographie beider Oberschenkel, wohingegen 32 lediglich eine akustische Stabdoppleruntersuchung erhielten. Patientendaten, Defektspezifika und Operationsdetails beider Gruppen wurden verglichen. Gegenstand der Analyse war der potentielle Benefit der Duplexsonographie im Hinblick auf die primären Outcomevariablen Lappenhebungs- und Schnitt-Naht-Zeit, sowie Perforator- und Dissektionsverlauf. Die untersuchten sekundäre Outcomeparameter umfassten Lappenverluste, Lappenrevisionen und Hebestellenkomplikationen.
Ergebnisse: Die erfassten Patientendaten, Defektspezifika und Operationsdetails beider Gruppen waren vergleichbar. Es trat kein Lappenverlust auf. Lappenrevisionen waren gleich häufig (p = 0.70), ebenso wie Hebestellenrevisionen (p = 0.81). Interessanterweise konnten in der Duplexkohorte signifikant häufiger septal verlaufende Perforatoren (50%, n = 6/12) im Vergleich zur Dopplerkohorte (9%, n = 3/32) identifiziert werden (Chi-Quadrat = 8.9, p = 0.003, OR = 9.7). Dies führte zu einer hochsignifikanten Reduktion der Lappenhebungs- und Schnitt-Naht-Zeit um jeweils 90 Minuten (p < 0.01).
Schlussfolgerung: Die farbkodierte Duplexsonographie ist dem konventionellen akustischen Stabdoppler im Rahmen der präoperativen Planung freier Lappenplastiken zur Rekonstruktion großflächiger Defekte an Hand und Handgelenk deutlich überlegen.