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Duplikatur der distalen Ulna nach distaler Unterarmfraktur
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Veröffentlicht: | 20. September 2016 |
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Fragestellung: Distale Unterarmfrakturen sind häufige Verletzungen im Kindes- und Jugendalter, die meist folgenlos ausheilen. Wachstumszonennahe Frakturen können jedoch zu Wachstumsstörungen durch vorzeitigen Epiphysenfugenverschluß oder Fehlstellungen führen. Periostale Aushülsungen mit Ausbildung eines zweiten verknöcherten distalen Anteils von Radius oder Ulna sind bisher noch nicht beobachtet worden.
Methodik: Wir präsentieren den Fall eines 11-jähigen Mädchens, die sich 4 Jahre nach konservativ behandelter, gering dislozierter, linksseitiger distaler Unterarmfraktur bei uns vorstellte. Die Patientin gab funktionell gering ausgeprägte Beschwerden bei Belastung des linken Handgelenkes an. Radiologisch fand sich eine Duplikatur der distalen Ulna über eine Strecke von 10 X 6 mm proximal der radiokarpalen Gelenkebene. Auffällig war die Artikulation im distalen Radioulnargelenk, die nur mit einem Teil des duplizierten Ulnakopfes stattfand. Gleichzeitig war die Ulna insgesamt um 21 mm verkürzt und eine begleitende gering ausgeprägte Deformation der proximalen karpalen Reihe zu erkennen. In der radiologischen Seitansicht des Handgelenks fand sich eine Achsabweichung der neugebildeten distalen Ulna von 54° nach palmar.
Ergebnisse: In der klinischen Untersuchung zeigte sich eine regelrechte Funktion des linken Handgelenkes mit einer Extension/Flexion von 70°/60° und eine Pro- und Supination von 90°/90°. Allerdings imponierte bei Supination im Bereich des palmaren ulnaren Handgelenkes eine circa 3x2 cm große Vorwölbung.
Aufgrund der minimalen Beschwerden sahen wir von einer chirurgischen Intervention bisher ab.
Schlussfolgerung: Duplikaturen der Ulna nach distalen Unterarmfrakturen sind eine Rarität. Eine Literatursuche zu diesem Thema ergab keinen Nachweis einer vorherigen Beschreibung. Duplikaturen durch periostale Aushülsungen sind jedoch bei distalen Claviculafrakturen im Kindesalter bereits beschrieben [1], [2]. Hier finden sich Studien, die fallweise eine Duplikatur durch knöcherne Neubildung im periostalen Schlauch bei erhaltenem, mitwachsenden originalen Knochen beschreiben. Die therapeutischen Maßnahmen sind aufgrund der Seltenheit individuell zu treffen.