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Aneurysma falsum nach offener Karpaltunnelspaltung – Ein Fallbericht
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Veröffentlicht: | 20. September 2016 |
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Fragestellung: Gemessen an der Häufigkeit treten Aneurysmen in der Hand nach Verletzungen und Operationen selten auf. Das Aneurysma verum stellt eine Gefäßwandaussackung dar und ist oft Folge repetitiver stumpfer Traumen. Dagegen entwickelt sich das Aneurysma falsum nach offener Gefäßverletzung durch Organisation und Reperfusion des perivaskulären Hämatoms. In der Literatur finden sich bis dato nur sporadisch Fallbeschreibungen eines Aneurysma falsum nach offener oder endoskopischer Karpaltunnelspaltung.
Methodik: Wir berichten über eine ältere Patientin mit einem Aneurysma falsum durch die Verletzung des Arcus palmaris superficialis im Rahmen einer offenen Karpaltunnelspaltung.
Ergebnisse: Eine 83-jährige Patientin entwickelte nach einer auswärts durchgeführten offenen Karpaltunnelspaltung ein ausgeprägtes Hämatom der ganzen Hand. Erschwerend nahm die Patienten zum Operationszeitpunkt Apixaban wegen einer absoluten Arrhythmie durch Vorhofflimmern. Drei Wochen später sahen wir einen etwa kirschgroßen pulsierenden Tumor in der zentralen Handfläche mit mäßiger Schwellung der Hand und anhaltender Symptomatik eines Karpaltunnelsyndromes. Die Duplexsonografie erhärtete den Verdacht eines Aneurysma ausgehend vom Arcus palmaris superficialis.
Intraoperativ fanden wir einen 4x2 cm großen "Hämatomsack" an einem komplett durchtrennten Arcus palmaris superficialis. Dieser komprimierte zusätzlich den N. medianus im distalen Karpalkanal. Histologisch bestätigte sich ein Aneurysma falsum.
Wir führten die Aneursymaresektion und Ligatur der Arterienstümpfe nach positivem Allen-Test durch.
Etwa vier Wochen postoperativ war die Hand abgeschwollen mit deutlich verringerter Karpaltunnelsymptomatik und einer im Seitenvergleich unauffälligen Durchblutung.
Schlussfolgerung: An ein Aneurysma in der Hand sollte nach typischer Anamnese, wie vorausgegangene Verletzungen oder Operationen und der Entwicklung eines als pathognomisch zu wertenden pulsierenden Tumors gedacht werden. Zusätzlich können Kompressionssymptome wie eine Raynaud-Symptomatik und Dysästhesien der Finger auftreten. Die Duplexsonografie bestätigt in den meisten Fällen die Diagnose. In Ausnahmefällen ist die MRT- oder CT-Angiografie als konkurrierende Bildgebung indiziert.
Therapeutisch wird die Aneurysmaresektion mit Gefäßrekonstruktion durch End- zu End-Anastomose bzw. Veneninterponat empfohlen. Nach positivem Allen-Test kann ausnahmsweise auch eine Gefäßligatur erfolgen.