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55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

09. - 11.10.2014, Baden-Baden

Verspätete Diagnose einer kindlichen Essex-Lopresti-Verletzung bei einem 13-jährigen Jungen – ein Fallbericht

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Kristian Weißenberg - BG Klinken Bergmannstrost, Klinik für Plastische- und Handchirurgie, Halle, Deutschland
  • Nicole Drummer
  • Joachim Zagrodnick
  • Frank Siemers

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie. 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie, 19. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie (DAHTH). Baden-Baden, 09.-11.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgh69

doi: 10.3205/14dgh69, urn:nbn:de:0183-14dgh695

Veröffentlicht: 7. Oktober 2014

© 2014 Weißenberg et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Beschreibung der äußerst seltenen und oft übersehenen Essex-Lopresti-Verletzung bei einem Kind anhand eines Fallberichtes.

Methodik: Fallbericht

Ergebnisse: Eine Essex-Lopresti-Verletzung ist die Kombination aus Fraktur des Radiusköpfchens, Ruptur der Membrana interossea und Luxation des distalen Radio-Ulnargelenks (DRUG).

Wir beschreiben den äußerst seltenen Fall eines 13-jährigen Jungen mit einer übersehenen Essex-Lopresti-Verletzung. Der Junge stellte sich 1 Jahr nach Erstdiagnose einer konservativ behandelten Radiusköpfchenfraktur (Mason Typ I) in unserer Klinik vor.

Klinisch zeigte sich neben einem dauerhaften Schmerz über dem Radiusköpfchen eine eingeschränkter Beugung von 120° im Ellenbogengelenk. Die Röntgendiagnostik zeigte sich eine Luxation des Radiusköpfchens und unter dem Verdacht der Ruptur der Membrana interossea erfolgte eine bestätigende Magnetresonanztomographie des Unterarms.

Aufgrund der Luxation des mit Achsfehlstellung verheilten und im Wachstum befindlichen Radiusköpfchens führten wie eine Umstellungsosteotomie des Radiushalses mit Rekonstruktion des Ligamentum anulare durch.

Fünf Jahre nach dem Unfall zeigte sich eine fast seitengleiche Handkraft bei endgradig leicht eingeschränkter Ellenbogenbeweglichkeit für Streckung und Beugung mit jedoch deutlicher Einschränkung der Unterarmsupination.

Eine Ulna-Plus-Variante mit klinisch instabilem DRUG bedarf bei klinisch weites gehender Beschwerdefreiheit im Handgelenk zum jetzigen Zeitpunkt keiner weiteren Therapie. Dem Patienten wurde die Möglichkeit der Ulnaverkürzungsosteotomie nach Wachstumsabschluss empfohlen.

Schlussfolgerung: Eine kindliche Essex-Lopresti-Verletzung bleibt eine Rarität, weswegen keine allgemeingültigen Therapieempfehlungen gegeben werden können. Häufig wird diese Verletzung übersehen, wobei eine späte Diagnosestellung und Therapie oft unbefriedigende Heilungsergebnisse nach sich ziehen. Neben der klinischen Diagnostik muss bei radiolgischem Vorliegen einer Radiusköpfchen- oder Radiushalfraktur und Sprengung des DRUG immer frühzeitig eine MRT-Diagnsotik zur Beurteilung der Membrana interossea durchgeführt werden.