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Materialassoziierte Komplikationen nach palmarer Plattenosteosynthese nach distaler Radiusfraktur
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2014 |
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Fragestellung: In den letzten Jahren sehen wir eine vermehrte Anzahl von Problemen infolge einer distalen Radiusfraktur, die sich auf implantatbedingte Komplikationen zurückführen lassen. Untersucht werden sollte in einer retrospektiven Analyse vorliegender Patienten- und Operationsdaten, ob sich Anwendungsfehler feststellen lassen und ob sich daraus Handlungskonsequenzen ableiten lassen.
Methodik: Vom 01.01.2007 bis zum 30.04.2014 wurden in unserer Klinik 124 Materialentfernungen nach palmarer Versorgung einer distalen Radiusfraktur durchgeführt. Diese Daten wurden in einer retrospektiven Analyse hinsichtlich der Gründe untersucht.
Ergebnisse: Bei 63 Patienten lagen Läsionen der Streck - oder Beugesehnen vor:
- 17 Rupturen der FPL
- 5 Rupturen der FD2
- 1 Ruptur der ED2
- 24 Rupturen der EPL
- 9 Reizsynovialitis/Schliffspuren der FPL
Ursachen der Strecksehnenläsionen waren in 20 Fällen dorsal überstehende Schraubenspitzen in Lagebeziehung zum Tuberkulum listeri.
Als Ursache für die Beugesehnenverletzungen wurden in allen Fällen direkte Plattenkontakte nachgewiesen. Funktionell entsteht bei zu weit distaler oder zu weit abstehender Positionierung ein Hypomochlion, welches zu direkter Kontaktschädigung und einer vermehrten Druckbelastung des Sehnengewebes führt.
Bei 5 Patienten zeigte sich eine ungenügend aufgerichtete dorsale Einstauchung als Ursache für den beschriebenen Pathomechanismus.
Eine Volumenzunahme führte in 31 Fällen zu einem posttraumatischen Karpaltunnelsyndrom. Intraartikuläre Schraubenfehllagen konnten in 14 Fällen nachgewiesen werden.
Schlussfolgerung: Überstehende Schrauben führen zur direkten EPL-Schädigung. Oft ergeben sich durch Summationseffekte im intraoperativen Röntgen Probleme in der Beurteilung der Schraubenlänge, so dass wir Rotationsaufnahmen empfehlen. Das alleinige Ausmessen der Schraubenlänge ist aus unserer Sicht unzureichend.
Direkten Beugesehnenkontakte lassen sich nicht immer vermeiden, da die Frakturmorphologie oft eine anatomische Reposition nicht zulässt (häufig notwendige weit distale Plattenlage). Hilfreich ist hier die exakte Reposition der dorsalen Einstauchung. In allen anderen Fällen empfiehlt sich die frühzeite Implantatentfernung nach knöcherner Konsolidierung um Frühläsionen wie Schleifspuren zu vermeiden.