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55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

09. - 11.10.2014, Baden-Baden

Die gedeckte traumatische Ruptur der tiefen Beugesehne. Bericht über drei Fälle

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie. 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie, 19. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie (DAHTH). Baden-Baden, 09.-11.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgh63

doi: 10.3205/14dgh63, urn:nbn:de:0183-14dgh634

Veröffentlicht: 7. Oktober 2014

© 2014 Stocker et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Berichte über isolierte subcutane Rupturen der tiefen Beugesehnen der Finger sind sehr selten. Betroffen sind meist Ring- oder Kleinfinger bei Männern in der 3 oder 4. Lebensdekade. Der typische Mechanismus dafür scheint eine aktive Flexion bei gleichzeitiger, passiver ruckartiger Extension des Fingerendgliedes, bei gebeugtem proximalen Interphalangealgelenk, zu sein. In den letzten Jahren wurde die Verletzung eher im Freizeit- bzw. Sportbereich und weniger im Arbeitsbereich beobachtet, weshalb auch in der jüngeren Literatur die Bezeichnung Jersey-Finger Eingang gefunden hat

Anamnese und Klinik:

Patient 1: Ein 50-jähriger Mann erlitt in der Arbeit beim Heben eines schweren Gegenstandes mit geschlossener Faust einen kräftigen Streckimpuls im Kleinfinger. In weiterer Folge war die Beugung des Endgelenkes nicht mehr möglich.

Patient 2: Ein 52-jähriger Mann erhielt beim Starten eines Rasenmähers (mit Verbrennungsmotor) einen abrupten Zug auf den gebeugten Ringfinger, mit Ausfall der Funktion der tiefen Beugesehne.

Patient 3: Ein 41-jähriger Mann kam am Arbeitsplatz mit einem Gegenstand in der Hand zu Sturz, erlitt dabei eine plötzliche Extensionsbewegung des Ringfingers, mit nachfolgender fehlender Beugefunktion des Fingers.

Allen drei Fällen gemeinsam waren Schmerzen und Druckschmerzen am Finger beugeseitig, bei intaktem Weichteilmantel, freier Beweglichkeit im Grund- und Mittelgelenk, regelrechter Sensibilität distal und unauffälligem Röntgenbild.

Bildgebung:

Im MRI des 1. Patienten fand sich die Totalruptur der tiefen Beugesehne des Kleinfingers in der Zone I mit stehendem distalen kurzem Sehnenstumpf; der proximale Sehnenstumpf war aus dem Fingerbereich komplett retrachiert und im Hohlhandbereich in der Zone III eindrucksvoll um die Beugesehnen des Ringfingers (!) regelrecht herumgeschlagen.

Im MRT des 2. Patienten fand sich eine Ruptur der tiefen Beugesehne in der Zone 2.

Beim 3. Patienten wurde auf eine MRT Aufnahme verzichtet, da die Sehnenruptur in der Zone 2 in der Sonographie sehr schön zur Darstellung kam.

Ergebnisse: Beide in der Zone II gerissenen Sehnen wurden in typischer weise mit Kernnaht und Umwendelung versorgt. Beim Patienten mit Ruptur in Zone I wurde die Sehnennaht transossär geführt. Die Nachbehandlung erfolgte durch 6 Wochen mit einer Kleinertzügelung. Eine intensive mehrwöchige Ergotherapie wurde angeschlossen, nach 12-14 Wochen konnten alle drei Verletzten ihre Arbeit wieder aufnehmen, bei freier Beweglichkeit und guter Kraftentfaltung.

Schlussfolgerung: Die hier vorgestellten Patienten entsprechen bezüglich der betroffenen Finger und des Lebensabschnittes den typischen Verletzungsmustern. Allerdings erlitten alle drei Betroffenen ihre Verletzung bei der Arbeit. Es wird auf die Problematik generell eingegangen, zudem speziell auf Fragen der Höhe der Ruptur und der Versorgungsproblematik.