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55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

09. - 11.10.2014, Baden-Baden

Anwendung eines semiokklusiven Fingerverbandes bei offenen Wunden in der Handchirurgie

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Ben Schacher - Unfallkrankenhaus Berlin, Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie, Berlin, Deutschland
  • Andreas Eisenschenk
  • Richarda Böttcher

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie. 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie, 19. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie (DAHTH). Baden-Baden, 09.-11.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgh59

doi: 10.3205/14dgh59, urn:nbn:de:0183-14dgh598

Veröffentlicht: 7. Oktober 2014

© 2014 Schacher et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Defektwunden, wie z.B. Endgliedteilamputationen oder Rissquetschverletzungen heilen konservativ unter Verbandsabdeckung durch in der Wunde verbliebene Hautdeckzellen ab. Dieser Heilungsvorgang kann durch verschiedene Wundauflagen beeinflusst werden. Moderne Wundabdeckungen verbleiben mehrtägig auf der Wunde, fördern die Reparationsprozesse der Haut und des darunter liegenden Bindegewebes und reduzieren die Zahl der Verbandswechsel.

Die Standardverfahren in der Handchirurgie sind je nach Art der Defektwunde der Verschluss durch eine sofortige oder spätere (mit einem zwischenzeitlichen Wundverschluss durch synthetische Materialien) plastische Deckung oder Abdecken der Wunde mit einem sog. Okklusivverband („Folienverband“).

Im Rahmen einer 6 Monate dauernden Untersuchung wurde der Einsatz eines semiokklusiven Fingerverbandes bei Defektwunden der Hand dokumentiert und bewertet.

Der eingesetzte PolyMem® Fingerverband ist eine Wundauflage, die seit dem Jahr 2011 auf dem deutschen Markt erhältlich ist. Sie besteht aus einer hydrophilen Polyurethanmembranmatrix mit halbdurchlässiger, dünner Filmrückseite („semiokklusiv“). Diese Auflagen können eine Wunde reinigen, auffüllen, während des Heilungsprozesses feucht halten und gleichzeitig Wundsekret aufsaugen.

Methodik: Von Januar bis Juni 2013 wurden insgesamt 12 Patienten mit unterschiedlichen Defektverletzungen der Finger untersucht und mit dem Fingerverband behandelt. Es wurde allein auf Basis der medizinischen Indikation ein verletzungsadäquates Nachbehandlungsschema festgelegt. Die Ergebnisse wurden durch regelmäßige Verlaufskontrollen mit standardisierten Fragebögen und Foto dokumentiert. Dabei wurden folgende Parameter erfasst:

  • Dauer der Wundheilung (Granulation/Epithelialisierung)
  • kosmetisches Ergebnis (Anwender/Patient)
  • Effizienz der Wundauflage (Verbesserung/Verschlechterung/Stagnation/Ausheilung)
  • Anzahl der Verbandwechsel und Handhabung bei der Applikation und Entfernung
  • Patientenzufriedenheit (Kosmetik/Schmerzen/Tragekomfort)

Ergebnisse: Insgesamt konnten gute Erfahrungen mit dem Fingerverband gesammelt werden:

  • Im Verband schwollen die Finger weniger an.
  • Defekte trockneten nicht aus und erschienen gesäubert.
  • Die Granulationstendenz war günstig.
  • Durch die Absorption des primären Hämatoms kam es im Vergleich zum klassischen Folienverband bei großen Defektwunden zu geringerer Defektauffüllung. Der Verband wurde deshalb z.B. bei größeren Kuppendefekten im Verlauf (ab dem 1. Verbandswechsel) eingesetzt.

Schlussfolgerung: Es zeigten sich u.a. Vorteile bei der Anwendung des PolyMem-Fingerlings gegenüber dem klassischen Folienverband:

  • Verbandanlage/-wechsel sind technisch einfach und schmerzarm, auf Anästhesie/Handbad konnte verzichtet werden.
  • Das absorptive Material macht eine invasive Blutstillung überflüssig und reduziert die Mazeration des Wundrandes, sowie das Austreten von Sekret aus dem Verband.
  • Ein Sekundärverband ist nicht immer notwendig, da Polsterung, Absorption und Haltbarkeit des Fingerlings ausreichen.
  • Bei sorgfältiger Indikationsstellung konnte der Verband auch bei oberflächlich infizierten Wunden erfolgreich eingesetzt werden.

Abbildung 1 [Abb. 1]