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55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

09. - 11.10.2014, Baden-Baden

Schwere Komplexverletzungen des Karpus – Inzidenz und operative Therapie

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Ariane Asmus - Unfallkrankenhaus Berlin, Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie, Berlin, Deutschland
  • Andreas Eisenschenk

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie. 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie, 19. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie (DAHTH). Baden-Baden, 09.-11.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgh25

doi: 10.3205/14dgh25, urn:nbn:de:0183-14dgh250

Veröffentlicht: 7. Oktober 2014

© 2014 Asmus et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Schwere Komplexverletzungen des Karpus stellen eine Herausforderung in der frühzeitigen Erkennung und adäquaten operativen Versorgung dar. Die Folgen dieser Verletzungen beinhalten Knochennekrosen, chronische schmerzhafte Instabilitäten bis hin zu karpalem Kollaps. Wie häufig und bei welchen Verletzungsmechanismen treten die unterschiedlichen komplexen Verletzungsmuster im Klinikalltag auf, welche Besonderheiten bei der Erkennung oder Versorgung liegen vor und welche Aussagen über das Outcome anhand des klinischen Verlaufes können getroffen werden?

Methodik: Retrospektive Datenanalyse der operativ versorgten Handwurzelverletzungen im Unfallkrankenhaus Berlin seit 2002. Einteilung der Verletzungen nach Unfallmechanismen und Darstellung der unterschiedlichen Verletzungskombinationen, sowie deren operative Versorgung. Dokumentation des zeitlichen Abstandes der Versorgung sowie eine Auflistung von Revisionsoperationen und Komplikationen der in domo weiterbehandelten Patienten.

Ergebnisse: Die Inzidenz von schweren Komplexverletzungen des Karpus liegt in unserer berufgenossenschaftlichen Klinik in den letzten 12 Jahren bei 90 Fällen mit weiteren 104 schweren Mehrfachverletzungen der Handwurzel, wovon 96 als koronares Stauchungstraumata definiert wurden. Im Vergleich dazu sahen wir 345 isolierte, operativ versorgte Handwurzelfrakturen im gleichen Zeitraum. Somit sind pro Jahr mit ca. 16 schwersten Handwurzelverletzungen sowie 28–30 operativ zu versorgenden isolierten Handwurzelfrakturen pro Jahr zu rechnen. Daten über die Häufigkeit der schweren Komplexverletzungen liegen kaum vor.

Die bislang umfassendste Einteilung der komplexen karpalen Instabilität (carpal instability complex – CIC) erfolgt in Gruppen von Luxations-/Dislokationsverletzungen. In unsere Analyse erfolgte eine Reposition dieser Verletzungen verspätet bei 40% der Patienten bzw. eine verspätete operative Stabilisierung bei 68,9% (1–219 Tagen). Ursachen der verspäteten Versorgung waren z.T. auswärtig primär übersehene Verletzungen und Sekundärversorgungen im Rahmen von Polytrauma-Verletzten.

Bei 10% der bereits primär z.T. auswärtig versorgten Verletzungen musste eine operative Revision erfolgen. Sekundäre Versteifungen waren im Verlauf bei 3 Patienten notwendig. Folgekomplikationen waren 4 Pat. mit einer chron. Instabilität der Handwurzel, sowie ein Patient mit Lunatumnekrose.

Schlussfolgerung: Grundsätzlich finden sich nach schweren Komplexverletzungen gehäuft eine permanente Einschränkung von Kraft und Beweglichkeit. Aufgrund der geringen Anzahl werden trotz ausreichender diagnostischen Möglichkeiten diese in ihrem vollen Ausmaß nicht selten erst spät erkannt und/oder übersehen, so dass eine frühzeitige und adäquate Versorgung nicht immer erfolgen und zu Defiziten beitragen kann.