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51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

07.10.- 09.10.2010, Nürnberg

Die vaskularisierte Knochentransplantation: Stellenwert und aktuelle Indikationen in der Handchirurgie

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Robert Hierner - Universität Duisburg-Essen, Universitätsklinik Essen, Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie, Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Nürnberg, 07.-09.10.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgh36

doi: 10.3205/10dgh36, urn:nbn:de:0183-10dgh362

Veröffentlicht: 16. September 2010

© 2010 Hierner.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Während die gestielten Knochentransplantate (lokal vaskularisierte Knochentransplantate) schon seit Anfang des Jahrhunderts eingesetzt wurde, sind die frei vaskularisierten oder mikrochirugisch verpflanzten Knochentransplantate erst seit Beginn der 70er Jahre bekannt. Der erste erfolgreiche mikrovaskuläre Rippentransfer wird von McCULLOGH und Mitarb. (1973) berichtet. UEBA und Mitarb. (1983) führen 1974 in Japan den ersten mikrovaskulären Fibulatransfer durch.

Methodik: Aufgrund der eigenen experimentellen und klinischen Erfahrung und einer Metaanalyse der Literatur werden die aktuellen Indikationen des vaskularisierten Knochentransfers im Bereich der Hand un der oberen Extremität dargestellt und diskutiert

Ergebnisse: Durch die eigene permanente Vaskularisation und der erhaltenen Vitalität des vaskularisierten Knochentransplantates zeigen sie im Empfängergebiet 1.) eine schnellere Einheilung, 2.) eine stärker ausgeprägte Anpassung an die neuen mechanischen Gegebenheiten (z.B. Transplantathypertrophie), 3.) eine früher einsetzende und höhere mechanische Belastbarkeit 4.) eine höhere Überlebens- und einheilungsrate bei ersatzunfähigem und ersatzschwachem Lagen (Infektion, schlechte Vaskularisation) und 5.) eine Neovaskularisierungspotenz auf das umliegende Gewebe. Aufgrund der genannten Eigenschaften, die das vaskularisierte Knochentransplantat eindeutig von seinem nicht-vaskularisierten Analogon unterscheidet, war es nun möglich, einen großen segmentalen Knochendefekt, der durch die bisherigen nicht-vaskularisierten Knochentransplantate nicht mehr, oder nur durch viele Operationen rekonstruiert werden konnte, durch wenige Operationen schnell und sicher zu überbrücken. Wegen der aufwendigen und machmal langen Operationsdauer und der absoluten Notwendigkeit der Beherrschung mikrochirurgisher Operationstechniken bleiben diese Transplantate aber nur Spezialzentren vorbehalten.

Schlussfolgerung: Mit zunehmender klinischer Erfahrung ist es möglich, von den unterschiedlichen vaskularisierten Knochentransplantate, das jeweilig optimale zu benennen und einzusetzen. Der anfänglichen Euphorie, alle komplizierten Knochen-Weichteildefekte jetzt mit einem frei vaskularisierten "composite- flap" decken zu können, folgte schnelle die Ernüchterung durch Komplikationsraten von 40 bis 60%. Die Auswertung der bisherigen Ergebnisse und Komplikationen führte zu Änderungen in der Indikationsstellung. Da auch der vaskularisierte Knochentransfer von einem ersatzstarken Lager profitiert, soll auch hier zuerst ein bestehender Weichteildefekt behoben werden.

Die vaskularisierte Knochentransplantation wird heute zumeist zur Deckung von Defekten >4 cm im Bereich der oberen Extremität angewendet. Für einige eingriffe am Handgelenk sind zahlreiche kleine gestielte Knochentransplantate beschrieben worden, deren Indikation aber kritisch gesehen werden muß.