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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Akzelerometrische Erfassung des übertriebenen Bewegungsverhaltens bei Anorexia nervosa

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess096

doi: 10.3205/16dgess096, urn:nbn:de:0183-16dgess0964

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 Alexandridis.
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Gliederung

Text

Das übertriebene Bewegungsverhalten ist für die Entwicklung und Aufrechterhaltung bei Anorexia nervosa von großer Bedeutung. Akzelerometrie gilt als Goldstandard zur Erfassung der körperlichen Aktivität. Es fehlen jedoch für die Population der von Anorexia nervosa Betroffenen kalibrierte Messinstrumente. Im Zusammenhang mit ersten Behandlungskonzepten der Bewegungssymptomatik entwickelten Alexandridis et al. 2006 ein akzelerometrisches Verfahren, welches über spezifische Cut-Off-Werte die Summe der Gehzeit, der Zeit im Rennen und in Ruhe über einen Zeitraum von vier Tagen standardisiert erfasst. Das 4-Tage-Aktivitätsprofil eignet sich zur Eingangsdiagnostik und Therapiezielfestlegung. Für die Beurteilung von Therapieerfolgen sind im Rahmen der Behandlung auftretende Verschiebungen der körperlichen Aktivität von Gehzeiten zu Rennzeiten und vice versa problematisch.

Die 4-Tage-Aktivitätsprofile von 189 von Psychotherapeuten bzgl. ihres Bewegungsverhaltens als auffällig eingeschätzten Patientinnen, wurden quantitativ mit der körperlichen Aktivität von gleichaltrigen Sportstudentinnen verglichen. In die Studie eingeschlossen wurden 156 Patientinnen, deren Bewegungsumfänge in "Geh-" und/oder "Rennzeit", denen der Sportstudentinnen glichen. Anhand der 25%-Quantile von "Geh-" und "Rennzeiten" wurden drei Subgruppen gebildet.

Subgruppe 1 zeigt auffällige Bewegungsumfänge bezüglich der "Geh-" und "Rennzeit", Subgruppe 2 hat verlängerte Gehzeit bei unauffälliger Zeitspanne, die im Rennen verbracht wird. Bei Subgruppe 3 ist die Zeitspanne des Rennens erhöht, während die Gehzeiten unauffällig sind. Es zeigt sich eine deutliche Heterogenität bezüglich des übertriebenen Bewegungsverhaltens bei Anorexia nervosa. Ein Vergleich der Subgruppen 2 und 3 ergibt ein Verhältnis von "Rennzeit" zu "Gehzeit" mit einer Multiplikation von 2,58. Für die Praxis bedeutet es, dass eine Reduktion der körperlichen Aktivität um 60 min "Gehzeit" in 4 Tagen durch eine Erhöhung der "Rennzeit" von 23 min egalisiert wird.

In Hinblick auf den Aufbau von gesundem Bewegungsverhalten ist das 4-Tage-Aktivitätsprofil eine valide, objektive Methode der Erfassung des Bewegungsverhaltens. Eine phänomenologisch auf die Erfassung von Gehen und Rennen, als beobachtbare Formen der Bewegung ausgerichtete Akzelerometrie, bietet eine valide Erfassung der Symptomatik, welche im therapeutischen Kontext als wichtige Ergänzung zur subjektiven Erfassung qualitativer Aspekte des Bewegungsverhaltens eingesetzt werden kann.