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1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

8. ? 10.11.2007, Prien am Chiemsee

Dynamik der genetischen Regulation bei Essstörungen

Meeting Abstract

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  • corresponding author H. Frieling - Uniklinik Erlangen, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik
  • S. Bleich - Uniklinik Erlangen, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen. 1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). Prien am Chiemsee, 08.-10.11.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgess07

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgess2007/07dgess07.shtml

Veröffentlicht: 24. Oktober 2007

© 2007 Frieling et al.
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Gliederung

Text

In der Ätiologie von Essstörungen wie Anorexia nervosa (AN) oder Bulimia nervosa (BN) wurden in den vergangenen Jahren neben psychosozialen Einflüssen zunehmend biologische Faktoren als entscheidend identifiziert. Zwillings-, Familien- und Kohortenstudien konnten verschiedene Kandidatengene identifizieren, die Ergebnisse sind jedoch noch sehr uneinheitlich. Ein Teil dieser Befunde lässt sich durch Veränderungen der Genregulation, also der so genannten Epigenetik erklären.

Durch Methylierung der DNA und durch Modifikationen an den Histonproteinen, die die Chromatinstruktur beeinflussen, können Gene reguliert werden. Durch epigenetische Veränderungen können frühere Gen-Umweltinteraktionen gespeichert werden (Imprinting), so dass eine Form von molekularem Gedächtnis entsteht. So können genetische Veränderungen und Lebensereignisse integriert werden und unter bestimmten Umständen krankheitsauslösende oder –aufrechterhaltende Funktionen übernehmen.

Wir konnten im Rahmen der HEaD-Studie (Homocysteine and Eating Disorders) zeigen, dass Veränderungen der DNA-Methylierung bei Essstörungen eine Rolle spielen.

So ist die globale Methylierung der DNA bei Patientinnen mit AN deutlich geringer als bei gesunden Kontrollen und bei Patientinnen mit BN. Auch die spezifische Regulation einzelner Gene zeigt sich verändert. Eine Hypermethylierung der DNA im Promoterbereich des Alpha-Synuclein(AS)-Gens, das wichtig für den Dopamin und Serotoninstoffwechsel ist, führt zu einer verminderten Expression der mRNA von AS bei Patientinnen mit AN und BN. Ebenso werden weitere Gene (dopaminerge Zielgene, ANP) differentiell über die DNA-Methylierung reguliert. Die Expression verschiedener Gene zeigt darüber hinaus einen engen Zusammenhang mit bestimmten Essstörungs-spezifischen Einstellungen und Verhaltensweisen.

Unsere Daten legen den Schluss nahe, dass epigenetische Veränderungen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Störungen des Essverhaltens spielen.