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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Enzymatisches Wunddebridement von tiefen dermalen Verbrennungen an Hand und Gesicht – Vergleich zum Standardverfahren des chirurgischen Debridement im Rahmen einer prospektiven klinischen Studie

Meeting Abstract

  • Paul Christian Fuchs - Köln-Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Köln, Deutschland
  • Alexandra Schulz - Köln-Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Köln, Deutschland
  • Walter Perbix - Köln-Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Köln, Deutschland
  • Irene Rothermund - Köln-Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Köln, Deutschland
  • Erhan Demir - Köln-Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Köln, Deutschland
  • Jennifer Schiefer - Köln-Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch501

doi: 10.3205/16dgch501, urn:nbn:de:0183-16dgch5015

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Fuchs et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Besonders an Gesicht und Händen ist das Maß der ästhetischen und funktionellen Wiederherstellung nach tiefen Verbrennungen entscheidend für den weiteren Lebensweg des Patienten. Ein optimales Outcome in diesen Regionen ist von besonderer Bedeutung für die soziale und berufliche Reintegration.Bis heute stellt die frühzeitige Nekrektomie den Goldstandard in der Therapie tiefgradiger Brandverletzungen dar. Es ist jedoch bekannt, dass dieses Verfahren aufgrund seines Mangels an Präzision zur übermäßigen Abtragung von vitalem Gewebe neigt. Dies kann besonders an exponierten Regionen wie Gesicht und Händen zu einem unbefriedigenden Outcome mit verstärkter Narbenbildung führen.

Material und Methoden: Seit Dezember 2012 ist auf dem europäischen Markt das Medikament NexoBrid™ zugelassen, das mit Hilfe des Enzyms Bromelain ein enzymatisches Debridement von tief dermalen Verbrennungswunden ermöglicht. In Voruntersuchungen haben wir das enzymatische mit dem herkömmlichen chirurgischen Debridement (SOC) an unserem Verbrennungszentrum verglichen und sowohl hinsichtlich akuter Therapiedauer als auch Beschaffenheit der Narben im Langzeitverlauf gute Ergebnisse erzielt. Daher untersuchten wir im Rahmen einer prospektiven Studie an Hand und Gesicht, in wie weit akute Wundheilung und das funktionelle und ästhetische Outcome beider Gruppen gemessen an objektiven und subjektiven Kriterien vergleichbar ist. In einer zwei-armigen, prospektiven, randomisierten, vergleichenden unizentrischen Studie wurden Patienten mit tiefen dermalen Hand- und Gesichtsverbrennungen verglichen, die mit enzymatischen Debridement oder chirurgischen Debridement als unser SOC behandelt worden sind.

Ergebnisse: Wir konnten 20 versus 20 Patienten mit Hand- und 10 versus 10 Patienten mit Gesichtsverbrennungen in unserer Studie einschließen. Die Behandlung erfolgte in Allgemeinanästhesie, Analgosedierung, Plexusanästhesie und Handblock. In der enzymatischen Gruppe war bei den Handverbrennungen in zwei Fällen eine Nachnekrektomie nötig. 2 Patienten mit Hand- und ein Patient mit Gesichtsverbrennung benötigten eine Spalthauttransplantation. Die Defektdeckung bei Dermis - Erhalt erfolgte in der enzymatischen Gruppe einheitlich mit Suprathel. Bei diesen Patienten hatten wir in 13 Fällen die Verbrennung initial partiell zu tief eingeschätzt. Die Zeit bis zur vollständigen Nekrektomie konnte signifikant reduziert werden. Die Zeit bis zur vollständigen Wundheilung (<5% Restdefekt) betrug bei den Handverbrennungen durchschnittlich 25 Tage (min 11 Tage, max 53 Tage), bei den Gesichtsverbrennungen durchschnittlich 19 Tage (min 11 Tage, max 35 Tage). Die Patienten der enzymatischen Gruppe konnten bereits am 2. Therapietag physiotherapeutisch beübt werden und trugen Kompressionskleidung für 6 Monate. Im Rahmen der objektiven (Farbe, Elastizität, Verdunstung, Durchblutung) und subjektiven (VSS, POSAS) Evaluierung der Narbenbeschaffenheit nach 3 und 6 Monaten zeigten beide Gruppen zumindest gleichwertige Ergebnisse. In einigen Aspekten lässt sich eine Überlegenheit des enzymatischen Debridements erkennen.

Schlussfolgerung: Im Vergleich von enzymatischen und chirurgischen Debridement zeigen sich im akuten und Langzeitverlauf vergleichbare Ergebnisse. In vielen Fällen ist das enzymatische Debridement sogar als überlegen einzuschätzen.