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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Die Trichterbrustkorrektur nach Nuss – Erfahrungen und Ergebnisse nach 5 Jahren und 100 Patienten

Meeting Abstract

  • Joanna Strohm - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Section Kinderchirurgie, Bonn, Deutschland
  • Haitham Bachour - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Section Kinderchirurgie, Bonn, Deutschland
  • Jörg C. Kalff - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Deutschland
  • Andreas Heydweiller - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Section Kinderchirurgie, Bonn, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch443

doi: 10.3205/16dgch443, urn:nbn:de:0183-16dgch4438

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Strohm et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Pectus excavatum ist die häufigste angeborene Brustwandfehlbildung. Die betroffenen Patienten leiden vordergründig unter einer ausgeprägten psychosozialen Beeinträchtigung sowie häufig auch unter funktionellen Beschwerden. Seit Ihrer Einführung vor knapp 20 Jahren hat die minimalinvasive Trichterbrustkorrektur nach Nuss einen großen Stellenwert in der Behandlung der Trichterbrust eingenommen. Ziel unserer retrospektiven Untersuchung war es, die Ergebnisse seit Einführung des Operationsverfahrens in der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Bonn im Jahre 2008 zu objektivieren.

Material und Methoden: Das retrospektiv analysierte Patientenkollektiv umfasste die ersten 100 Patienten, die zwischen 2008 und 2013 an unserer Klinik bei Pectus excavatum primär eine minimalinvasive Trichterbrustkorrektur nach Nuss erhalten haben. Ausgewertete Parameter waren u.a. präoperative Symptome und subjektiver Leidensdruck, Operationsdaten und -ergebnisse, Komplikationen sowie insbesondere die Lungenfunktionen präoperativ, in der Nachsorge sowie nach der Bügel-Explantation. Ergänzend führten wir eine Fragebogen-gestützte Patientenbefragung zur Evaluation der Patientenzufriedenheit mit dem postoperativen Ergebnis durch.

Ergebnisse: Das mediane Patientenalter zur Zeit der Operation lag bei 15 Jahren (7–23 J). Der Haller-Index betrug im Mittel 4,8 ± 1,5. Typische Symptome (Belastungsdyspnoe, Leistungseinschränkung, thorakale Schmerzen, Palpitationen) wurden von 72 % der Patienten beklagt. Im Rahmen der präoperativen Diagnostik fiel bei 58 % der Patienten in der Lungenfunktionsuntersuchung eine Ventilationsstörung auf. Auf das gesamte Patientenkollektiv bezogen waren die Mittelwerte für die VCIN (85,7 %), die FVC (86,2 %), die FEV1 (92,6 %), die PEF (92,1 %) sowie die TLC (92 %) präoperativ erniedrigt. Zu den aufgetretenen Komplikationen gehörten eine Bügeldislokation, eine allergische Reaktion, persistierende Schmerzen, drei fieberhafte Infektionen (Pneumonie, Pleuraerguss, Pericarderguss) und zwei Serome, wobei bei drei Patienten eine vorzeitige Bügel-Explantation erforderlich wurde. Bei bislang 39 Patienten wurde der Pectus-Bar zwischenzeitlich im Mittel nach 3,1 Jahren wieder geplant explantiert. Eine signifikante Verbesserung der Lungenfunktion konnte nur passager in den ersten zwei postoperativen Jahren gezeigt werden, bisher jedoch nicht im längeren zeitlichen Verlauf trotz deutlicher Erhöhung der FVC, der MEF50 und der TLC um bis zu 10 % nach Bügel-Explantation. 91 % unserer Patienten waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden bis zufrieden. Ein Trichterbrust-Rezidiv konnte bei keinem Patienten beobachtet werden.

Schlussfolgerung: Die minimalinvasive Trichterbrustkorrektur nach Nuss ist ein sicheres und komplikationsarmes operatives Verfahren, mit dem wir im behandelten Patientenkollektiv gute postoperative Ergebnisse mit einer hohen Patientenzufriedenheit erreichen konnten. Bei einem Großteil der Patienten zeigte sich eine Verbesserung der präoperativen Beschwerden, nahezu alle Patienten empfanden eine subjektive Verbesserung des Erscheinungsbildes ihrer Brustwand. Im Gegensatz zu deutlicher positiver Beeinflussung der Trichterbrustkorrektur auf die subjektiven physischen und psychischen Beschwerdebilder konnte jedoch trotz deutlicher Verbesserung einzelner Lungenfunktionsparameter um bis zu 10 % bisher eine signifikante Veränderung der Lungenfunktion im längeren postoperativen Verlauf sowie bei dem kleinen Teilkollektiv auch nach Bügel-Explantation nicht nachgewiesen werden.