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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Ungewöhnliche Formen der Ösophagusatresie – Schlüssel zur Embryologie

Meeting Abstract

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  • Ralf-Bodo Tröbs - Marienhospital Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinderchirurgie, Herne, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch426

doi: 10.3205/16dgch426, urn:nbn:de:0183-16dgch4268

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Tröbs.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die wissenschaftliche Erklärung der Separierung des primitiven Vorderdarmes in Trachea und Ösophagus basiert traditionell auf den embryologischen Erkenntnissen von W. His (Senior). Nach konventionellen Vorstellungen bildet sich im Alter von 4,5 Wochen Lungenknospe aus, die sich später in die Trachea und deren bronchiale Aufzweigungen differenziert [1], [2]. Die morphologische Analyse seltener Konstellationen und Sonderformen der Ösophagusatresie gibt jedoch Hinweise auf eine abweichende Pathogenese [3]. Aktuell konkurrieren das Überwachstums-, dass Wasserscheiden- sowie das Septierungsmodell zur Erklärung der embryonalen Vorderdarm-Differenzierung [4], [5].

Material und Methoden: Retrospektive Erfassung von ungewöhnlichen Formen der Ösophagusatresie aus einer persönlichen Fallserie. Anhand konkreter Beispiele wird auf die Embryo- bzw. Fetogenese der konkreten Fehlbildung geschlossen.

Ergebnisse: Drei aufschlussreiche Fälle und unkonventionelle Fälle wurden untersucht.

Fall 1: Isolierte Ösophagusatresie mit sphärischer Duplikatur des oberen Blindsackes und filiformer Verbindung der Blindsäcke;

Fall 2: Ösophaguskontinuum mit Atresie und unterer tracheoösophagealer Fistel;

Fall 3: Diamniotisch - und dichorionisches Zwillingspaar (♀/♀) mit isolierter Ösophagusatresie (Zwilling A: Blutgruppe 0 RH+) sowie Ösophagusatresie mit unterer tracheoösophagealer Fistel (Zwilling B: Blutgruppe B RH+).

Schlussfolgerung: Besondere Formen der Ösophagusatresie weisen auf eine heterogene Teratogenese und Entwicklungsmechanik dieser Fehlbildungsgruppe hin. Das didaktisch eingängige Konzept des Septum tracheoösophageale ist inzwischen insbesondere durch tierexperimentelle Befunde relativiert worden. Die konkurrierenden Modelle erfüllen vorrangig die Prämissen zur Erklärung gängiger Formen der Ösophagustaresie mit tracheoösophagealer Fistel. Nachfolgende Konzepte eignen sich zur Interpretation der vorgefundenen besonderen Human-Pathologien:

  • überschießende Elongation der embryonalen Trachea mit Zurückbleiben des Ösophagus (outgrowth model);
  • fetale vaskuläre Katastrophe.

Ebenso muss von unterschiedlichen Zeitpunkten der Entstehung ausgegangen werden: embryologisches vs. fetales Ereignis.


Literatur

1.
O’Rahili R, Müller F. Embryologie und Teratologie des Menschen. Bern: Hans Huber; 1999.
2.
Zwan-Tun HA. The tracheo-esophageal septum – fact or fantasy? Acta Anat. 1982;114:1-21.
3.
Kluth D, Habenicht R. The embryology of usual and unusual types of esophageal atresia. Pediatr Surg Int. 1987;2:223-7.
4.
Fausett SR, Klingensmith J. Compartimentalization oft he foregut tube: developmental origins oft he trachea and esophagus. WIREs Dev Biol. 2012;1:184-202.
5.
Billmyre KK, Hutson M, Klingensmith J. One shall become two: Separation of the esophagus and trachea from the common foregut tube. Dev Dyn. 2015;244:277-88.