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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

SOP zur routinemäßige Ernährungsevaluation und -therapie

Meeting Abstract

  • Carl Meißner - Klinikum Magdeburg gGmbH, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Magdeburg, Deutschland
  • Frank Meyer - Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg, Deutschland
  • Gerd Meißner - Carl-von-Basedow Klinikum Saalekreis GmbH, Klinik für Chirurgie, Magdeburg, Deutschland
  • Christiane Bruns - Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefässchirurgie, Magdeburg, Deutschland
  • Karsten Ridwelski - Klinikum Magdeburg gGmbH, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Magdeburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch290

doi: 10.3205/16dgch290, urn:nbn:de:0183-16dgch2904

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Meißner et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Ziel ist es, die Patienten mit erhöhtem nutritiven/metabolischen Risiko so früh wie möglich als solche zu erkennen und adäquat ernährungsmedizinisch zu behandeln, denn das metabolische Risiko bei der stationären Behandlung hat erhebliche Auswirkungen auf Morbidität, Krankenhausverweildauer und Letalität. Hierzu wurde ein STANDARD OPERATING PROCEDURE („SOP“) zum Thema „Ernährungsevaluation und -therapie“ entwickelt. Dieses Prozedere gilt für die kontinuierliche Erfassung und den Therapienachweis der behandlungswürdigen Unter- und Mangelernährung. Einerseits ist dies für die optimale Behandlung von Patienten mit großen chirurgischen Operationen notwendig sowie andererseits im „DRG“-Zeitalter zur richtigen Vergütung der erbrachten Leistung ratsam.

Material und Methoden: Vorgehensempfehlung: Ablaufschema (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]):

1.
Pflege: Stationäre Aufnahme, Dokumentation: Datum, Diagnose, Größe, Gewicht, BMI und Vorscreening nach Kondrup J et al. Wird hierbei eine Frage mit „Ja“ beantwortet – Weitergabe an den Arzt und Information an Ernährungstherapeutin (z.B. Diätassistentin, Ökotrophologin)
2.
Ernährungstherapeutin: NRS-Screening, ggf. Beratung und ernährungstherapeutische Empfehlung, ggf. BIA-Dokumentation
3.
Arzt: Labor (Hämoglobin, Protein, Albumin und CRP), Dokumentation, Auswahl der ernährungsmedizinischen Diagnose.

Die derzeitig zu dokumentierenden Befunde und Vorgehensweisen im Rahmen der DRG-Abbildung von Mangelernährung, insbesondere im Vorfeld einer potenziellen MDK-Anfrage lauten:

  • Körpergröße und Körpergewicht,
  • BMI,
  • Ernährungsscreening (z.B. NRS-2002),
  • Paraklinik: Albumin und Protein,
  • ggf. Bestimmung der Köperzusammensetzung (BIA),
  • ggf. Ernährungsberatung
  • ärztliche Anordnung und Dokumentation einer Ernährungstherapie.

Ergebnisse: Die frühzeitige Erkennung der Unter- und Mangelernährung mit deren rechtzeitiger Behandlung hat zweifellos Budgetrelevanz. Die Kosten für die Behandlung von Malnutrition, eingeschlossen auch Komplikationen, liegen jährlich bei 9 Mrd. Euro in Deutschland, was die im Jahr 2007 publizierte CEPTON-Studie anhand der vorliegenden wissenschaftlichen Literatur kalkulierte. Durch die Einführung des DRG-Systems ist es für die Ernährungsmedizin wichtig, neben dem medizinischen auch den ökonomischen Gesichtspunkt zu beleuchten. Unter- und Mangelernährung sind mit einem erhöhten Ressourcenaufwand für einen Behandler (ein Krankenhaus) verbunden.

Schlussfolgerung: Unter- und Mangelernährung sind relevante Risikofaktoren in den Krankenhäusern und Kliniken, die wesentliche klinische Parameter beeinflussen, vor allem die Letalität, Morbidität, Verweildauer im Krankenhaus, die Komplikationen, den Therapierfolg und – nicht zu unterschätzen – die Lebensqualität des Patienten. Um einen Therapieerfolg zu erzielen, ist die frühzeitige, gezielte Erfassung des Ernährungszustandes notwendig, um die leitliniengerechte Umsetzung der erarbeiteten Ernährungskonzepte anhand des Stufentherapieschemas durchzusetzen. Erfolg garantiert nur die konsequente Umsetzung der erstellten Ernährungskonzepte, die zum Ziel haben, den Energie- und Proteinhaushalt des Patienten zu erhalten und zu verbessern.

Das, was mit der Ernährungsmedizin erreicht werden kann, bewirkt kein einziges Medikament.