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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Zertifizierung in der Alterstraumatologie – sinnvoll?

Meeting Abstract

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  • Axel Prokop - Kliniken Sindelfingen, Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Deutschland
  • Michael Reinauer - Kliniken Sindelfingen, Klinikverbund Südwest, Altersmedizin, Sindelfingen, Deutschland
  • Marc Chmielnicki - Kliniken Sindelfingen, Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch289

doi: 10.3205/16dgch289, urn:nbn:de:0183-16dgch2897

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Prokop et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: 2030 werden 30% der Einwohner in der BRD über 70 Jahre sein. Wir haben im Jahr 2009 begonnen, ein TÜV zertifiziertes interdisziplinäres Zentrum für Alterstraumatologie zu konzipieren. Mit allen Disziplinen wurden Behandlungspfade abgestimmt. Die geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung wurde etabliert und die Patienten gemeinsamen mit Unfallchirurgen, Geriatern, Therapeuten und einem Pharmakologen (Apotheker) visitiert und in Teamsitzungen besprochen. Es wurden Fehlerkonferenzen und Mortalitätsbesprechungen eingeführt. 2014 erfolgte ergänzend die Zertifizierung der DGU. Fragestellung: Haben diese Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität geführt und die Mehrkosten gedeckt? Lohnt sich eine solche Zentrumsbildung für die Patienten und das Krankenhaus?

Material und Methoden: Aufgenommen in diese interdisziplinären Behandlungen wurden alle stationären Patienten mit proximalen Femurfrakturen, proximalen Oberarmfrakturen und Wirbelkörperfrakturen über 70 Jahre. Im Jahr 2012 handelte es sich um 208 proximale Femur-, 171 Wirbel- und 69 Oberarmkopfrakturen. Zur Qualitätskontrolle wurden Parameter definiert: Aufnahme und Diagnostik in 90 Minuten abgeschlossen, Operationen in über 80% in den ersten 24 Stunden, Reoperationsrate unter 12%, Dekubitusrate unter 5%, Mobilisation innerhalb von 24 Stunden postoperativ in 75%, Entlassung in das alte Umfeld in über 80% und niedrige Letalitätsraten.

Ergebnisse: Operation in 24 Stunden nach Aufnahme wurde 2012 mit 78% und 2013 mit 81% knapp verfehlt. Die Diagnostikzeiten in der Ambulanz wurden 2012 in 30% und 2013 in 42% erreicht und daraufhin mehr Personal in der Ambulanz zugesetzt. Mobilisation in 24 Stunden konnte 2012 in 79% erreicht werden. Die Dekubitusrate konnte nach Einführung von Dekubitus-Standards von 8 auf 3,2% gesenkt werden. Die Reoperationsrate betrug 2012 5,2% und 2013 3,1%. 2012 wurden 6,4% der Patienten und 2013 9,3% neu in Kurz- oder Langzeitpflege entlassen, der Rest in Reha oder direkt nach Hause. Die Letalitätsrate bei proximalen Femurfrakturen betrug 2010 5,7%, 2011 5,1%, 2012 2,9% und 2013 3,0%. Die Einführung der geriatrischen frührehabilitativen Komplexbehandlung generierte 2012 103 Behandlungen mit einem Erlös von 912.000 Euro und 2013 160 Behandlungen mit einem Erlös von 1,35 Mio. Euro.

Schlussfolgerung: Die interdisziplinäre geriatrisch-unfallchirurgische Behandlung führte zu messbar besseren Behandlungsergebnissen. Eine interdisziplinäre Alterstraumatologie mit Umsetzung einer Komplexbehandlung lohnt sich für Patienten und Krankenhaus, eine Zertifizierung schafft dabei die nötigen Strukturen, sie ist jedoch zur Zentrumsbildung nicht zwingend erforderlich.