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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Langzeitergebnisse der chemopräventiven rektalen Sulindac-Therapie gegen Rektum-Adenome bei kolektomierten FAP-Patienten unter Berücksichtigung des Einfluss der APC- oder MUTYH-Gen Mutation

Meeting Abstract

  • Stephanie Bruenjes - Klinikum Herford, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Herford, Deutschland
  • Stefan Aretz - Universitätsklinik Bonn, Humangenetik, Bonn, Deutschland
  • Hans K. Schackert - Universitätsklinik Dresden, Chirurgische Forschung, Dresden, Deutschland
  • Kurt Werner Schmid - Universitätsklinik Essen, Pathologie, Essen, Deutschland
  • Günther Winde - Klinikum Herford, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Herford, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch192

doi: 10.3205/16dgch192, urn:nbn:de:0183-16dgch1926

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Bruenjes et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: 29 (17w, 12 m) FAP-Patienten wurden 65-306 Monate (durchschnittlich 193) mit dem NSAR Sulindac im Rahmen einer nicht randomisierten Pilotstudie behandelt. Ziel war, die Auswirkungen der Sulindac-Langzeittherapie und den Einfluss der APC-Gen-Mutation auf die Polypenausprägung und die Rektumkarzinominzidenz nach ileorektaler Anastomose darzustellen.

Material und Methoden: Basis war die Sulindac-Dosis-Findungsstudie [1]. Rektale Applikation von Sulindac in 2x25mg/d oder 2x 150 mg/d nach Rezeptur. Dosisanpassung nach Progression/Regressions-Tendenz der Polypen. 3-6 monatliche rektoskopische, schematische Befundung. Standardisierte Mutationsanalyse des APC-kodierenden Exon am Polypenmaterial und Blut mittels indirekter Genotypanalyse und semiquantitativer MLPA, MRC Holland.

Ergebnisse: a) Patienten mit gesicherter Mutation:

n=17/29 Patienten; 6/17 Patienten mit Mutation auf dem Exon 15d (5) und 15e (1) benötigten eine Dauerdosis von 50mg für eine Polypenremission; mittlere Therapiedauer 185 Monate (97-302). 6 Patienten mit Mutation auf dem Exon 15g/ 15c/ 8 benötigten eine Dauerdosis von 300mg. Patienten mit Mutation auf Exon 13 APC bzw Exon 13 MUTYH hatten differierende Dosierungen.

b) Patienten ohne Mutationsanalyse, aber klinisch/anamnestisch bekannter FAP:

n= 12/29 Patienten; 6/12 Patienten halten 169 Monate (92-275 Monate) eine Polypenrevison mit 50mg/d, 2/12 Patienten erreichen dies nur mit 300mg. 3/12 Patienten brauchten eine Dosissteigerung nach durchschnittlich 39 Monaten (25-66) von 50mg auf 300 mg bei Polypenprogression. Ein Patient brauchte zunächst 156 Monate 300mg und hielt die Remission danach mit 50 mg/d über 41 Monate.

4/29 Patienten (13,8%, 2w, 2 m) entwickelten nach durchschnittlich 201 Monaten Therapie (96-264) ein Rektumkarzinom. 3/29 Rektumkarzinom-Entwickler hatten eine Dauer-Dosis von 50mg bei konstant kompletter oder partieller Remission (Mikroadenome): 1 x UICC 1b, 1x UICC II, 2 x UICC III nach durchschnittlich 300 Monaten nach Kolektomie. Ein Patient (m, 30 Jahre, Mutation auf Exon 15d) entwickelte 120 Monate nach Kolektomie ein Rektum-CA, davon 84 Monate Sulindactherapie.

Tabelle 1 [Tab. 1]

Schlussfolgerung: Alle FAP-Patienten konnten unter Sulindac-Dauer-Therapie eine partielle, oft komplette, Polypenremission nach IRA über Jahre halten. In beiden Gruppen (a und b) ist eine Dauer-Dosis von 50 mg häufig ausreichend. Nach Progress und Dosisanhebung wurde erneut eine Remission erreicht. Patienten mit der Mutation des Exon 8, 15g und 15c erhalten eine Dosisempfehlung von 300mg Sulindac/d, Patienten mit Mutation auf Exon 15d und 15e wird 50mg/d empfohlen. Halbjährliche Kontrollintervalle scheinen indiziert wegen der persistierenden Karzinomentwicklungstendenz. Die Rektumkarzinomentwicklung nach IRA beträgt in der Literatur 10-32%. Ein Einflussfaktor ist die Beobachtungszeit nach Kolektomie. Sulindac verhindert eine Polypenprogression über Jahre, mutationsspezifische Dosisempfehlungen sind möglich. Der Einfluss auf die Karzinomentwicklung ist fraglich, möglicherweise entscheidend ist der Beginn der Sulindac-Therapie und das Alter bei Kolektomie.


Literatur

1.
Winde G, Gumbinger HG, Osswald H, Kemper F, Bünte H. The NSAID sulindac reverses rectal adenomas in colectomized patients with familial adenomatous polyposis: clinical results of a dose-finding study on rectal sulindac administration. Int J Colorectal Dis. 1993 Mar;8(1):13-7.