gms | German Medical Science

133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Die Bedeutung der konventionellen abdominoperinealen Rektumextirpation in Deutschland

Meeting Abstract

  • Janina Hübner - Ernst von Bergmann Klinikum, Allgemein- und Visceralchirurgie, Potsdam, Deutschland
  • Zülküf Tekin - Ernst von Bergmann Klinikum, Allgemein- und Visceralchirurgie, Potsdam, Deutschland
  • Karsten Ridwelski - Otto-von-Guericke Universität, AN-Institut für Qualitätssicherung in der operativen Medizin gGmbH, Magdeburg, Deutschland
  • Hans Lippert - Otto-von-Guericke Universität, AN-Institut für Qualitätssicherung in der operativen Medizin gGmbH, Magdeburg, Deutschland
  • Ingo Gastinger - Otto-von-Guericke Universität, AN-Institut für Qualitätssicherung in der operativen Medizin gGmbH, Magdeburg, Deutschland
  • Frank Marusch - Ernst von Bergmann Klinikum, Allgemein- und Visceralchirurgie, Potsdam, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch186

doi: 10.3205/16dgch186, urn:nbn:de:0183-16dgch1865

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Hübner et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Die konventionelle abdominoperineale Rektumextirpation (APR) war lange Zeit Goldstandard in der chirurgischen Therapie des Rektumkarzinoms. Durch Weiterentwicklung der Operationstechniken und Einführung der Stapleranastomose hat sich die Rate der APR im letzten Jahrhundert von 80 % auf 20-30 % reduziert. Das onkologische Outcome in Bezug auf R1-Resektion, Lokalrezidivrate und Langzeitüberleben wird in der Literatur kontrovers diskutiert.

Material und Methoden: Von 2000 bis 2011 wurden in einer bundesweiten, prospektiven, multizentrischen (n = 265 Kliniken), nicht-randomisierten Beobachtungsstudie des AN-Instituts für Qualitätssicherung in der operativen Medizin an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg die klinischen Daten und die Histopathologien von 36.468 Patienten mit einem Rektumkarzinom anhand von systematischen Fragebögen ausgewertet. Die statistische Auswertung erfolgte mittels univariater Tests sowie anhand der multivariaten Cox Regression.

Ergebnisse: Bei 34.745 Patienten (95,3 %) erfolgte eine Resektionen mit kurativem Ansatz. Hiervon erhielten 8097 Patienten (23,3 %) eine APR.

Bei der Betrachtung der Exstirpationsrate konnte ein signifikanter Abfall über die Jahre von 27,5 % (2000) auf 20,9 % (2011) bestätigt werden (p=0,01). Bei der kritischen Tumorhöhe von 4,0 – 7,9 cm wurden deutlich seltener abdominoperineale Extirpationen in High-Volume-Kliniken mit mehr als 40 Patienten pro Jahr durchgeführt als in Kliniken mit kleinerer Fallzahl (<10 Pat./Jahr = 42 %; 11-20 Pat./Jahr = 36,6 %; 21-40 Pat./Jahr = 29,9 %; >40 Pat./Jahr = 25,6 %) (p<0,001).

Eine gute bzw. moderate Qualität der total mesorektalen Exzision (TME) entsprechend Grad 1 und 2 der M.E.R.C.U.R.Y.-Klassifikation konnte bei der APR in 72,8 % bzw. 19,9 % der Fälle erzielt werden.

Die R1-Rate nach konventioneller Rektumexstirpationen ist mit 5,2% niedrig.

Ebenfalls konnte eine signifikante Senkung der mittleren postoperativen Verweildauer von 21,9 Tage auf 19,8 Tage beobachtet werden (p<0,001).

Die Zahl der neoadjuvanten Therapien hat im Verlauf der 12 Jahre deutlich zugenommen (von 12 % auf 60 %), allerdings konnte kein Einfluss auf die Lokalrezidivrate (p=0,350) und auf das tumorfreie Überleben (p=0,393) nachgewiesen werden.

Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate betrug nach APR 51,7 %, wobei das männliche Geschlecht (p=0,032), das höhere Alter (p<0,001), der niedrigere BMI (p<0,001), die höhere ASA-Zugehörigkeit (p<0,001), die höhere T-Kategorie (p<0,001) und das höhere UICC-Stadium (p<0,001) einen negativen Einfluss hatten.

Die Überlebenszeit betrug im Median 65 Monate. 72,5 % der APR-Patienten blieben 5 Jahre tumorfrei. Ein Lokalrezidiv trat innerhalb der ersten 5 Jahre nach APR in 15 % der Fälle auf.

Schlussfolgerung: Die Rate der APR hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen, dennoch hat dieses operative Verfahren weiterhin einen hohen Stellenwert in der Therapie des Rektumkarzinoms in Deutschland.