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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Sinn oder Unsinn der CCT bei antikoagulierten Patienten mit SHT und offenen Weichteilverletzungen oberhalb des Schultergürtels

Meeting Abstract

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  • Ralf Eisele - Kliniken der Kreisspitalstiftung Weißenhorn, Abtlg. Für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Weissenhorn, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch123

doi: 10.3205/16dgch123, urn:nbn:de:0183-16dgch1239

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Eisele.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Anzahl der antikoagulierten Patienten stieg in den letzten 2 Jahrzehnten deutlich an.

Damit mußte zwangsläufig die Zahl der Patienten zunehmen, welche unter Antikoagulantien stürzten. Die diagnostischen Empfehlungen bei antikoagulierten SHT -Patienten mit offen Weichteilverletzungen oberhalb des Schultergürtels waren mit “conditio sine qua non“ - Status das CCT (Computertomografie des Schädels). Im Rahmen unserer Qualitätssicherung “10 Jahre Unfallchirurgie - Orthopädie im Landkreis Neu-Ulm“ haben wir die Sinnhaftigkeit dieser Empfehlung hinterfragt.

Material und Methoden: In den Jahren 2012 und 2013 haben wir prospektiv konsekutiv alle SHT -Patienten unter Antikoagulation, welche zusätzlich eine offene Weichteilverletzung oberhalb des Schultergürtels erlitten hatten und einen GCS >12 zeigten, mit einer Computertomografie des Schädels untersucht. Neben dieser CT - Untersuchung wurde klinisch die GCS, der Grund der Antikoagulation und die Weiterbehandlung erfasst.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 203 Patienten (61 bis 95 Jahre) mit den obengenannten Kriterien dokumentiert. Die klinischen Hauptsymptome waren Kopfschmerz 18%, Bewußtlosigkeit 11%, Schwindel 12%, Amnesie 9%, Übelkeit 5% und Hirnnervenstörung 0,5%. Der GCS lag zum Zeitpunkt der Aufnahme bei 14,9 Punkten. 15 Patienten zeigten eine Demenz. Von den untersuchten Patienten hatten 24 ein pathologisches CT - Ergebnis. Von diesen 24 Patienten hatten 13 einen Blutungsnachweis, welcher in 4 Fällen (2%) zu einer Verlegung in die Neurochirurgie führte. 127 Patienten wurden stationär und 76 ambulant behandelt. Die stationäre Behandlungsdauer lag im Mittel bei 4,2 Tagen. Die Patienten waren zu 96% mit einer Monosubstanz antikoaguliert. 135 erhielten ASS 100, 35 waren auf Markumar eingestellt und 20 erhielten Clopidogrel. Die neuen oralen Antikoagulantien (NOAK) waren nur in Einzelfällen vertreten.

Die Indikation zur Antikoagulation war bei 71 Patienten eine cerebrale Ischämie, bei 52 Patienten eine “Absoluta“ und bei 72 Patienten lag eine koronare Herzkrankheit vor.

Schlussfolgerung: Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass 98% der Patienten ein CCT erhielten ohne weitere neurochirugische Konsequenz und in Anbetracht der klinisch gut beurteilbaren Situation sollte man von dem apodiktischen Algoritmus immer ein CCT durchführen zu müssen Abstand nehmen. Es ist keine Frage, dass Patienten mit einem GCS von 12 oder darunter nicht in diese Diskussion gehören. Wichtig erscheint auch, daß nicht jeder Patient der in die Neurochirurgie verlegt wird auch dann eine Intervention erhält, sodass sich wohl die Zahl von 2% Verlegungen noch nach unten korrigieren läßt.