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Die craniale Magnetresonanztomographie in der Diagnostik des leichten kindlichen Schädel-Hirn-Trauma: Diagnostischer Overkill oder sinnvolles diagnostisches Instrument?
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Veröffentlicht: | 21. April 2016 |
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Einleitung: Die cMRT (craniale Magnetresonanztomographie) ist eine sensitive und etablierte Methode ohne das Risiko einer Strahlenexposition. Bisher ist es in der Primärdiagnostik beim kindlichen Schädel-Hirn-Trauma (SHT) nicht etabliert. Diese retrospektive Studie untersucht den Nutzen und die Praktikabilität der cMRT im Rahmen des akuten SHT im Kindesalter.
Material und Methoden: Patienten zwischen 0 und 18 Jahren, die aufgrund eines SHT zwischen 01/2009 und 08/2015 in unserer Klinik aufgenommen wurden, wurden aus der Datenbank unserer Klinik erhoben. Folgende Kriterien wurden analysiert: GCS (Glasgow Coma Scale) initial, Verwirrtheit/Lethargie, Bewusstlosigkeit, Amnesie, fokale neurologische Defizite (z.B. Sprachstörungen, Sehstörungen etc.), Erbrechen, Hinweise auf Schädelfraktur oder Schädelbasisfraktur, GCS-Verschlechterung. Eine cMRT fand direkt nach Aufnahme der Patienten statt. Die cMRT umfasste T2-, T2*-gewichtete Sequenzen, susceptibility (SWI)-, diffusion/apparent diffusion coefficient (DWI/ADC) und T2 FLAIR (fluid attenuated inversion recovery)-gewichtete Sequenzen.
Ergebnisse: 529 Patienten wurden retrospektiv ausgewertet (männlich: 298 Patienten, weiblich 231 Patienten). Folgende Altersgruppen lagen vor: 0-1 Jahre: 2,5%, 1-6 Jahre: 21,9%, 6-12 Jahre: 38,9%, 12-18 Jahre: 36,7%. Das Traumaspektrum umfasste: Sturz (47,6%), Sportunfälle (14%), Fußgänger die von PKW erfasst wurden (10,2%), Verkehrsunfälle (7,6%), Reitunfall (5,9%), Fahrradsturz (5,9%), Körperverletzung (3%), andere Traumamechanismen (5,9%). Eine Sedierung für die cMRT war in 1,9% der Fälle notwendig; eine Intubation in 1,5% der Fälle. Eine zusätzliche Computertomographie wurde in 3% der Fälle erstellt. Bei 97,9% der Patienten konnte eine axiale T2- und bei 88.8% eine coronare T2*-Sequenz erfolgen. In 12.9% der Fälle zeigte die cMRT Traumafolgen. Inzidentelle Befunde zeigten sich bei 4,7% der Patienten. Es erfolgte eine multivariate binär logistische Regression. Hier ergaben sich folgende Parameter als signifikant bezüglich des Auftretens von Traumafolgen in der MRT: GCS-Verschlechterung, klinische Hinweise auf eine Schädelbasisfraktur, klinische Hinweise auf eine Schädelfraktur, die Altersgruppe zwischen 0-1 Lebensjahr und die Altersgruppe zwischen 1-6 Lebensjahren sowie das Vorliegen eines Reitunfalls.
Schlussfolgerung: Das in unserer Klinik genutzte cMRT-Protokoll ist ein geeignetes diagnostisches Mittel in der primären Abklärung des kindlichenm SHT. Bei klinischen Verdachtsmomenten ist die cMRT eine sichere Alternative um die Langzeitrisiken assoziiert mit einer cranialen Computertomographie zu vermeiden.