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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Operative Therapie des Magenkarzinoms unter Berücksichtigung des Alters: Ergebnisse der Deutschen Magenkarzinomstudie 2 von 2007–2009 mit 2888 Patienten

Meeting Abstract

  • Carl Meißner - Klinikum Magdeburg gGmbH, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Magdeburg, Deutschland
  • Gabriele Thölert - Klinikum Magdeburg gGmbH, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Magdeburg, Deutschland
  • Hans Lippert - Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, An-Institut für Qualitätssicherung in der operativen Medizin gGmbH, Magdeburg, Deutschland
  • Ingo Gastinger - Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, An-Institut für Qualitätssicherung in der operativen Medizin gGmbH, Magdeburg, Deutschland
  • Ronny Otto - Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, An-Institut für Qualitätssicherung in der operativen Medizin gGmbH, Magdeburg, Deutschland
  • Karsten Ridwelski - Klinikum Magdeburg gGmbH, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Magdeburg, Deutschland
  • Matthias Krüger - Klinikum Magdeburg gGmbH, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Magdeburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch078

doi: 10.3205/16dgch078, urn:nbn:de:0183-16dgch0788

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Meißner et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Laut Angaben des RKI weisen über 70-jährige Frauen und Männer das höchste Risiko auf, in den folgenden 10 Jahren an einem Magenkarzinom zu erkranken. Mit einem medianen Erkrankungsalter von 71 Jahren bei Männern und 75 Jahren bei den Frauen bzw. exponentieller Zunahme der Inzidenzrate mit höherem Lebensalter ist das Magenkarzinom demnach eher ein Karzinom des alten und betagten Menschen.

Material und Methoden: Im betrachteten Zeitraum vom 1.1.2007 bis zum 31.12.2009 wurden von den an der Studie teilnehmenden 141 Kliniken insgesamt 2897 Patienten mit einem primären Magenkarzinom oder Karzinom des gastroösophagealen Überganges prospektiv erfasst und dokumentiert. Restgastrektomien bei Magenstumpfkarzinomen wurden ebenfalls eingeschlossen, sofern die Indikation zur primären Magenresektion eine benigne war. Weiterhin wurden 330 GIST-Tumoren erfasst, diese werden in der vorliegenden Arbeit jedoch nicht berücksichtigt.

Ergebnisse: Als Alter der Patienten wurde deren Alter zum Operationszeitpunkt festgelegt, für nicht operierte Patienten zählte hingegen das Alter am Aufnahmetag. Das mittlere Alter der Patienten betrug 69 ± 12 Jahre (Median 71 Jahre), wobei der jüngste Patient 19 Jahre und der älteste 100 Jahre alt war.50,2% der in die Studie eingeschlossenen Magenkarzinompatienten waren zum Behandlungszeitpunkt bereits älter als 70 Jahre. 15,7% wiesen sogar ein Alter über 80 Jahre auf. Die postoperative Morbidität der Studienpatienten betrug 38,7%. Mit einer Morbidität von 48,6% bei den über 80 Jährigen gegenüber 41,3% bzw. 33,9% in den beiden jüngeren Altersklassen zeigt sich ein statistisch relevanter Morbiditätsanstieg (p<0,001) mit zunehmendem Lebensalter. Dies ist vor allem durch das signifikant häufigere Auftreten von allgemeinen postoperativen Komplikationen bei den Älteren bedingt. Die Krankenhausletalität nimmt ebenfalls mit dem Patientenalter signifikant zu. Während sie bei den Patienten bis einschließlich 70 Jahre mit 3,2% sehr niedrig war, betrug sie bei den 71-80 Jährigen 7,1% und schließlich bei den Hochaltrigen sogar 12,7%. Die Gesamtletalität lag somit bei 6,0%. Andererseits konnten 74,2% der hochaltrigen Patienten nach Abschluss der Behandlung in die ambulante Betreuung entlassen werden.

Schlussfolgerung: Von den in die Deutsche Magenkarzinomstudie 2 eingeschlossenen Patienten hatten bei Diagnosestellung 50,2% bereits das 70. und 15,7% sogar das 80. Lebensjahr überschritten. Somit liegt der Anteil dieser Altersgruppen im Studienkollektiv etwa dreimal so hoch wie in der Normalbevölkerung. Der Altersmedian der Studienpatienten lag bei 71 Jahren. Damit ist das hier betrachtete Patientenkollektiv bereits wesentlich älter, als deutsche und europäische Studienkollektive aus den 80-90er Jahren, in denen der Anteil der über 70-jährigen lediglich 25-35% betrug. Ebenfalls ist ein tendenzieller Anstieg des Altersmedians im Vergleich zu den beiden großen deutschen prospektiven Multizenterstudien zum Magenkarzinom GGCS'92 (62 Jahre) und EGGCS'02 (68 Jahre) festzustellen. Aufgrund der prognostisch weiter steigenden Lebenserwartung der deutschen Bevölkerung ist in den nächsten Jahrzehnten mit einem noch höheren Anteil alter und hochaltriger Patienten mit einem Magenkarzinom zu rechnen. Das unterstreicht nochmals die Relevanz einer Betrachtung und Auswertung der vorliegenden Studiendaten unter dem Altersaspekt.