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Beidseitige bilddatengestütze Kiefergelenksrekonstruktion und Wiederherstellung der unteren Gesichtspartie mit mikrochirurgischen Transplantaten nach schwerem Gesichtstrauma
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Veröffentlicht: | 24. April 2015 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Durch einen Verkehrsunfall 1992 in Venezuela hatte ein heute 47-jähriger Mann den Verlust der unteren Gesichtspartie erlitten. Es erfolgen mehrere rekonstruktive Eingriffe, unter anderem mit zwei mikrochirurgischen Fibulatransplantaten und avaskulären Beckenkammtransplantaten.
Bei der Vorstellung im Klinikum Oldenburg 2010 war der mikrochirurgisch rekonstruierte Unterkiefer deformiert und aufgrund von zwei Pseudarthrosen instbail. Er befand sich in retrognather Position, rechtsseitig bestand eine Kiefergelenksankylose, links fehlte das Kiefergelenk. Der Kopf konnte wegen des Weichteildefizites nur in gesenkter Position gehalten werden.
Material und Methoden: Zur Stabilisierung und Korrektur der Neomandibula, sowie zur Weichteilaugmentation im Halsbereich erfolgen zwei mikrochirurgische Latissimus dorsi-Skapula-Kombinations-Transplantate. Die Verbesserung der verbliebenen Einschränkungen in der Mundmotorik, Phonetik, Ästhetik und Kaufunktion war durch Wiederherstellung der Kiefergelenke mit individuellen Kiefergelenksprothesen möglich. Beide Kiefergelenke wurden mit individuell angefertigten Kiefergelenks-Totalendoprothesen (Fa. Biomet®) aufgebaut, zusätzlich erfolgte eine Vorverlagerung des Unterkiefers.
Anhand von Fotodokumentationen werden die Schritte der operativen Therapie dargestellt.
Ergebnisse: Die mirochirurgischen Latissimus-dorsi Transplantate sind gut eingeheilt. Nach Einbringen der Kiefergelenksendoprothesen bestand eine temporäre Schwäche des N. fazialis. Eine lokalisierte Abszedierung verzögerte den Heilungsverlauf.
Durch die Operationen konnten ästhetische und funktionelle Verbesserungen erzielt werden. Die Kopfbeweglichkeit ist erheblich freier, der Mund kann geöffnet und geschlossen werden, der Schluckakt und das Sprechen fallen leichter.
Schlussfolgerung: Mikrochirurgische Transplantate ermöglichen auch nach Voroperationen im vernarbten Op-Gebiet eine Verbesserung des Weichteillagers und den Aufbau mit vitalem Knochengewebe. Die Kiefergelenksrekonstruktion war wegen der veränderten anatomischen Verhältnisse nur mit individuellen Kiefergelenksprothesen möglich. Der Patient profitiert durch die Operationen sowohl funktionell als auch ästhetisch erheblich. Nach individueller Falldarstellung und Prüfung hat die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Behandlung übernommen.
Abbildung 1 [Abb. 1]