Artikel
Toxische epidermale Nekrolyse – Schmerzreduktion, schnellere Mobilisation, geringerer Proteinverlust und verminderte Infektparamter durch Anwendung von Biobrane® bei älteren Menschen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 16. April 2008 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Die toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) ist eine seltene Erkrankung mit sehr hoher Mortalität, welche auf generalisierte Infektionen, Sepsis oder einer Lungenmitbeteiligung zurückzuführen ist. Die Therapie der Wahl besteht aus dem sofortigen Absetzen aller potentiell auslösender Medikamente und einer Intensivbehandlung in einem Verbrennungszentrum. Zur Wundbehandlung bieten sich neben täglichen konventionellen Verbandwechseln mit antiseptischen Lösungen, die Möglichkeit der definitiven Wunddeckung mit Biobrane®. Wir evaluierten beide Behandlungsmethoden im Hinblick auf Infektparameter, Proteinverlust, Epithelisierungszeit und Mortalität.
Material und Methoden: Seit 2002 wurden 14 Patienten (12 ♀, 2 ♂) mit histologisch gesicherter TEN (KOF größer 30%) in unserer Klinik behandelt. Bei 8 Patienten erfolgte im Anschluss an ein initiales operatives Debridement der nekrotischen Epidermisanteile ein konservatives Wundmanagement mit täglichen Verbandwechseln mit Lavaseptlösung/ -gel und Fettgazeverbänden. In 6 Fällen erfolgte bereits initial eine definitive Wunddeckung mit Biobrane®. Neben demographischen Daten wurden der Scorten-Score, Die Schmerzintensität (visuell-analoge Schmerzskala VAS), die Mobilisation, die Mortalität und die Dauer bis zur kompletten Epithelisierung ausgewertet. Außerdem wurden die „Infektparameter“ CRP, Leukozyten und Körpertemperatur bzw. das Serumprotein und –albumin im Verlauf bestimmt und zwischen den Gruppen verglichen.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der behandelten Patienten betrug 68,0 ± 14,8 Jahre. Die betroffene KOF war 67.5% in der Biobrane® gegen 65.6% in der Lavasept®-Gruppe ohne signifikanten Unterschied. Der Scorten-Score war in beiden Gruppen im Median 3. Eine Mucosa-Beteiligung zeigte sich bei 79 % der Patienten, wobei alle eine enorale, 27 % eine okuläre und 9 % eine genitale Beteiligung aufwiesen. Insgesamt verstarben 5 Patienten (36 %), davon 2 aus der Biobrane®-Gruppe (33 %) und 3 aus der Kontrollgruppe (37,5 %). Die subjektive Schmerzmessung, gemessen durch VAS, zeigte eine signifikante Schmerzreduktion in der Biobrane®-Gruppe (2.9 vs. 5.5, p<0.05). Außerdem konnten die Biobrane®-Patienten schneller als die in der Gegengruppe mobilisiert werden (3 Tage nach Aufnahme vs. 7 Tage, p<0.05). In der Biobrane®-Gruppe war die komplette Epithelisierung durchschnittlich nach 12,5 ± 2,4 Tagen erfolgt, in der Gegengruppe nach 16 ± 3,1 Tagen. Im Verlauf zeigte sich in der Biobrane®-Gruppe eine geringere Abnahme der Serumproteine bzw. eine signifikante Verminderung der CRP und der Leukozytenzahlen am 9.Tag nach Beginn der Erkrankung (p<0,05).
Schlussfolgerung: Trotz der kleinen Gruppengrößen der Studie erscheint eine frühzeitige definitive Wunddeckung mit synthetischem Epidermisersatz wie Biobrane® vorteilhaft gegenüber der konservativen Wundbehandlung. Es zeigten sich, neben dem klinischen Effekt eines verminderten Wundschmerzes und einer verbesserten Mobilisierung der Patienten, eine Abnahme des Proteinverlustes bzw. der Infektparameter. Außerdem beobachteten wir eine schnellere Reepithelialisierung der Wunden. Eine damit einhergehende Reduktion der Mortalität in der Biobrane®-Gruppe konnte nicht beobachtet werden.