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12 Jahre danach! Ergebnisse der endovaskulären Aneurysmatherapie mit den ersten Stentprothesen der I. und II. Generation
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Veröffentlicht: | 1. Oktober 2007 |
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Einleitung: Die endovaskuläre Therapie des Bauchaortenaneurysmas - in Deutschland seit 1994 - wurde nach anfänglicher Skepis als schonende Form des Aortenersatzes in der gefäßmedizinischen Welt breit akzeptiert. Die Häufigkeit und Vielzahl an Komplikationen mit dieser neuen Therapie ließ aber auch Kritik aufkommen. Auch wenn die Qualität der Stentprothesen inzwischen deutlich gesteigert werden konnte, ist es doch interessant, die Ergebnisse dieser Pioniertaten der endovaskulären Aneurysmatherapie nachzuverfolgen. Hier sollten die Langzeitergebnisse nach Implantation der Stentprothesen der sog. I. und II. Generation dargestellt werden, sowie untersucht werden, ob diese Patienten gar über ein vertretbares Maß hinaus Schaden genommen haben.
Material und Methoden: Von November 1994 bis August 1999 wurden 73 Pat. wegen eines behandlungsbedürftigen Bauchaortenaneurysmas mit einem mittleren Durchmesser von 5,6 cm (3,5-9 cm) endovaskulär behandelt. Bei 41 Pat. wurden Stentprothesen der sog. I. und II. Generation vom Typ Mialhe-Stentor® (Mintec) oder Vanguard® (Boston-Scientific) implantiert, 6 Rohrprothesen, 35 Bifurkationsprothesen. Der Eingriff wurde überwiegend in Lokalanästhesie durchgeführt.
Ergebnisse: Ein Pat. verstarb am 4. postoperativen Tag bereits zuhause an einem Myokardinfarkt. 40% der Pat. erlitten im weiteren Verlauf eine oder mehrere Komplikationen wie Schenkelthrombose, -Abknickung und Endoleaks, die interventionell oder gefäßchirurgisch behandelt werden konnten. 6x mussten abknickende oder undichte Prothesenschenkel mit Stents stabilisiert werden. 3x mussten proximale, 5x distale Verlängerungen bei Typ I Endoleaks vorgenommen werden. 4x musste bei einseitiger Schenkelthrombose ein femoraler crossover Bypass angelegt werden. 5 Pat. haben momentan fortbestehende oder neu aufgetretene Endoleaks, zwei dieser Pat. sind vom AZ her inoperabel. Bei 15 Patienten (37%) war eine Spätkonversion zum konventionellen Aortenersatz notwendig , einmal im Stadium der Ruptur ( OP-Letalität null). Im Nachuntersuchungszeitraum bis zu 12 Jahren sind 21 Pat. (51%) verstorben, die meisten ohne Bezug zur Aneurysmaerkrankung, bei zwei Pat. ist die Todesursache unklar, aber möglicherweise auf ein bekanntes inoperables Endoleak zurückzuführen.
Schlussfolgerung: Eine allgemeine Früh- und Spätkomplikationsrate von 40% und eine Spätkonversionsrate von 37% sind erschreckend. Insofern haben viele Pat. mit der schonenden endovaskulären Therapie einige Unannehmlichkeiten auf sich nehmen müssen. Direkt auf die endovaskuläre Therapie zurückzuführende Todesfälle sind in unserem Krankengut nicht festzustellen, möglicherweise aber bei der breit und tausendfach angewandten Therapie durchaus vorstellbar. Auch bei der nach 12 Jahren erheblich verbesserten Qualität der Stentprothesen sollten die Aneurysmapatienten sehr genau auf ihre Eignung zur endovaskulären Therapie überprüft werden.