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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Charakterisierung postoperativer Immunsuppression: Ansatzpunkte für eine neue Sepsisklassifikation

Meeting Abstract

  • corresponding author S. Maier - Chirurgische Klinik, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • T. Traeger - Chirurgische Klinik, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • A. Hegenbart - Chirurgische Klinik, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • S. Kumar - Institut für Immunologie, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • W. Keßler - Chirurgische Klinik, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • A. Westerholt - Chirurgische Klinik, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • A. Müller - Chirurgische Klinik, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • R.S. Jack - Institut für Immunologie, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • C.D. Heidecke - Chirurgische Klinik, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch4912

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch655.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Maier et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die abdominelle Sepsis ist nach wie vor die Hauptursache postoperativer Morbidität und Mortalität nach großen viszeralchirurgischen Eingriffen. Der Aktivierungsstatus des Immunsystems während der Etablierung eines septischen Fokus scheint für das Überleben einer Sepsis von entscheidender Bedeutung zu sein. Es gibt klare Hinweise dafür, dass Patienten nach großen viszeralchirurgischen Eingriffen regelhaft eine postoperative Immunsuppression entwickeln. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden das immunologische „Postaggressionssyndrom“ nach elektiven viszeralchirurgischen Eingriffen weiter charakterisiert und die Ergebnisse mit Auftreten und Verlauf einer abdominellen Sepsis korreliert.

Material und Methoden: Monozyten und T-Zellen von 103 Patienten wurden vor, bzw. an den ersten 3 Tagen nach großen viszeralchirurgischen Eingriffen isoliert. Weiterhin erfolgten Blutentnahmen bei 17 Patienten mit kleineren elektiven Eingriffen. Die Apoptose zirkulierender T-Lymphozyten wurde mittels FACS (Annexin-V Färbung), das T-Zell-Transkriptom mittels MicroArray analysiert. Des Weiteren erfolgte die Untersuchung der HLA-DR Expression von zirkulierenden Monozyten. Die Ergebnisse wurden mit den klinisch erhobenen Daten korreliert.

Ergebnisse: Viszeralchirurgische Operationen führen in Abhängigkeit von der Größe des Eingriffs zu einer deutlichen und andauernden Immunsuppression. Der alterierte Immunstatus ist gekennzeichnet durch eine massive Reduktion der monoztären HLA-DR Expression und einer signifikanten Apoptose zirkulierender T-lymphozyten. Die T-Zell-Transkriptomanalyse zeigte eine ausgedehnte Downregulation, insbesondere bei Patienten, die im weiteren Verlauf eine schwere Sepsis entwickelten. Zusätzlich wiesen diese Patienten bereits im frühen postoperativen Verlauf signifikant erniedrigte monozytäre HLA-DR Expression im Vergleich zu Patienten mit unkomplizierten Verläufen auf.

Schlussfolgerung: Viszeralchirurgische Operationen führen regelhaft zu einer signifikanten Immunsuppression. Die Immunantwort ist bei einer postoperativ auftretenden Sepsis deutlich beeinträchtigt und daher mit einer erhöhten Mortalität und Morbidität assoziiert. Passend hierzu findet sich eine Korrelation des Ausmaßes der postoperativen Immunsuppression mit Auftreten und Outcome septischer Komplikationen. Bisher gibt es keine Sepsisklassifikation, die diesen Umstand ausreichend berücksichtigt. Wir schlagen vor, die abdominelle Sepsis künftig zu unterteilen in Typ A „spontan akquirierte abdominelle Sepsis“ und Typ B „postoperativ akquirierte abdominelle Sepsis“ (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Speziell im Rahmen klinischer Studien sollte diese Klassifikation verwendet werden, um die Ergebnisse bezüglich Outcome und Erfolg therapeutischer Interventionen korrekt einschätzen zu können.