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COFRAIL: Einsatz und Durchführung von Familienkonferenzen in der hausärztlichen Praxis – ein Scoping-Review
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Veröffentlicht: | 15. September 2022 |
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Hintergrund: Familienkonferenzen sind ein etabliertes Verfahren, auch in der somatischen Medizin. Sie sind definiert als im Voraus geplante Treffen zwischen Behandlungsteam, Patient:in, Familienangehörigen und ggf. Vertreter:innen weiterer involvierter Disziplinen zu einem vereinbarten Thema. Es gibt bislang keine publizierte Übersichtsarbeit zu Vorbereitung/Durchführung von Familienkonferenzen in der Hausarztpraxis. Ziel des Scoping-Review ist die Zusammenstellung der verfügbaren Handlungsempfehlungen zu Einsatz, Durchführung und Dokumentation von Familienkonferenzen im hausärztlichen Bereich sowie anderen medizinischen Bereichen, die auf das hausärztliche Setting übertragen werden können.
Fragestellung: Welche Hinweise/Handlungsempfehlungen zu Einsatz/Durchführung von Familienkonferenzen im hausärztlichen Bereich gibt es in der Literatur? Welche Hinweise/Handlungsempfehlungen zu Einsatz/Durchführung von Familienkonferenzen aus anderen medizinischen Bereichen gibt es in der Literatur, die auf das hausärztliche Setting angewendet werden können?
Methoden: Systematische Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, Scopus und Google Scholar nach den Begriffen: Familienkonferenz, Familientreffen, Familiengespräch, Angehörigenarbeit, Angehörigenkonferenz, family conference, family meeting, family interview, family session. Eingeschlossen wurden bis zum 31.12.2021 in Deutsch oder Englisch veröffentlichte Artikel. Ausgeschlossen wurden die Bereiche Familientherapie, Pädiatrie und Neonatalogie.
Ergebnisse: Die Suche ergab 1.557 Treffer, nach Abzug der Duplikate und Durchsicht der Abstracts wurden 108 Treffer zur Volltextdurchsicht herangezogen. Nach Volltextauswertung wurden 52 Treffer (4 aus der Allgemeinmedizin) in das Scoping-Review eingeschlossen.
Diskussion: Familienkonferenzen zeigen sich als anerkanntes, von Patient:innen und Familien geschätztes Instrument. Die Hinweise zur Vorbereitung, Durchführung von und Schulung zu Familienkonferenzen ergeben, übertragen auf das hausärztliche Setting: Eignung für unterschiedlichste Problematiken, insbesondere solche, die eine gesamtfamiliäre Herausforderung beinhalten (Leben mit chronischer, lebensverkürzender, lebensverändernder Erkrankung, palliative Situationen), bei Therapieentscheidungen, die eine gemeinsame Entscheidungsfindung bedürfen, bei Umbrüchen im Familiensystem mit erhöhter Anpassungsanforderung an die Familie. Familienkonferenzen erfordern kommunikative Kompetenz, empfohlen werden bewährte patientenzentrierte Kommunikationsmodelle. Es gibt keine validierten Konzepte für das Vorgehen bei Familienkonferenzen im hausärztlichen Bereich. Die Praxisempfehlungen bedürfen der empirischen Untersuchung.
Take Home Message für die Praxis: Der Erfolg einer Familienkonferenz hängt von guter Vorbereitung, strukturierter Durchführung, Dokumentation und Nachhalten der vereinbarten Aufgaben ab.