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Primärversorgung von LGBTI*-Patient:innen – Implementierung und Evaluation eines Seminars
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Veröffentlicht: | 15. September 2022 |
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Hintergrund: Lesbische, schwule, bisexuell, trans-, inter- und asexuelle (LGBTI*)-Patient:innen sind eine vulnerable Patient:innengruppe mit besonderen Bedürfnissen in der hausärztlichen Versorgung. Die Versorgung von LGBTI*-Patient:innen wird im medizinischen Curriculum jedoch selten thematisiert.
Fragestellung: Unser Ziel war die Entwicklung und Implementation eines Seminars für Medizinstudierende zur Primärversorgung von LGBTI*-Patient:innen.
Methoden: Wir entwickelten ein 90-minütiges Wahlseminar für Medizinstudierende im 10.Semester im Onlineformat. Das Seminar besteht aus einem Wechsel von Inputsequenzen (einschließlich eingespielten Filmen), Fallstudien und Gruppenarbeiten. Inhaltlich standen Begrifflichkeiten, Mentale Gesundheit, PrEP und HIV-Testung in der hausärztlichen Praxis, Hornmongabe bei trans*-Patient:innen und die LGBTI*-freundliche hausärztliche Praxis im Mittelpunkt, abgedeckt über acht Lernziele.
Die Evaluation erfolgte als Vorher-Nachher-Befragung. Die Lernziele wurden über eine Selbsteinschätzung beurteilt. Zusätzlich gab es die Möglichkeit von Freitextantworten. Zusätzlich wurde die Standaevaluation der Fakultät genutzt. Die Datenanalyse erfolgte sowohl deskriptiv als auch mittels Mixed-model-Regression.
Ergebnisse: Im Wintersemester 2021/2022 nahmen 44 Studierende an dem Seminar teil, 42 füllten den Vorabfragebogen aus, 28 den Fragebogen nach dem Seminar bei drei Studierenden konnten die Daten nicht zugeordnet werde (25/44=57% Response). Hinsichtlich aller Lernziele zeigte sich eine Verbesserung. Das Lernziel hinsichtlich des Minderheitenstressmodells zeigte den stärksten Zuwachs mit 3 Punkten auf der fünfstufigen Likertskala (95%-KI: 2,6; 3.4). Die Studierenden wünschten sich das Seminar sollte länger sein und in das Pflichtcurriculum integriert. Die Gesamtbewertung in Notenform ergab eine 1,13 (sd=0,46). Für das Sommersemester 2022 sind 33 Studierende für das Seminar angemeldet und es wird die Evaluation erneut in analoger Form durchgeführt.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen eine sehr positive Bewertung des Seminars. Da es sich um eine freiwillige Teilnahme handelt ist davon auszugehen, dass interessierte Studierende vermehrt teilnahmen und die Bewertung im Pflichtcurriculum kritischer ausfallen könnte.
Take Home Message für die Praxis: Ein 90-minütiges Seminar kann Medizinstudierenden einen Einblick in die hausärztliche Versorgung von LGBTI*-Patient:innen geben.