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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Wie erleben Angehörige von Menschen mit Demenz den Besuch beim Hausarzt? Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Meinert Ehm - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • Stefan Bösner - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • Veronika van der Wardt - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-14-01

doi: 10.3205/21degam076, urn:nbn:de:0183-21degam0768

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Ehm et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland leben ca. 1,6 Mio. Menschen mit einer Demenzerkrankung. Hausärzte übernehmen als zentrale Ansprechpartner eine wichtige Rolle in der Betreuung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen. Gleichwohl werden nicht alle Versorgungsbedarfe der Angehörigen von ihren hausärztlichen Ansprechpartnern abgedeckt.

Fragestellung: Was erwarten sich pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz von ihrem Hausarzt / ihrer Hausärztin? Wie erleben sie den Kontakt zu ihrem Hausarzt / ihrer Hausärztin?

Methoden: Die Studie umfasst 20 leitfadenbasierte Einzelinterviews mit pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz. Die Rekrutierung erfolgte hessenweit über Alzheimergesellschaften, Gedächtnisambulanzen und Hausarztpraxen. Die Interviews wurden wortgetreu transkribiert und mit Hilfe der Thematischen Analyse unter Einsatz der Software MAXQDA ausgewertet.

Ergebnisse: Zurzeit sind noch nicht alle Interviews ausgewertet, endgültige Ergebnisse werden auf dem Kongress vorgestellt. Die zentralen Gesprächsthemen sind:

1.) Kommunikation – Das Verhältnis zum Hausarzt wird meist als vertrauensvoll beschrieben, Angehörige wünschen sich ein empathisches, verständnisvolles und zugewandtes Auftreten ihres Hausarztes.

2.) Beratung zu Hilfsangeboten – Es besteht großer Beratungsbedarf in Bezug auf regionale Unterstützungsmöglichkeiten, dieser wird von den Hausärzten oft nicht (ausreichend) gedeckt.

3.) Hausärztliche Erreichbarkeit – Eine zügige und unbürokratische Anbindung an den Hausarzt wird als entlastend empfunden.

4.) Angehörigenentlastung – Unterstützung im Alltag erfahren Angehörige primär durch Angebote der Alzheimergesellschaften und Pflegedienste. Eine Entlastung durch Hausärzte erfolgt nur teilweise, z.B. in Form von Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit den Krankenkassen.

Diskussion: Die Ergebnisse unterstreichen den bereits bekannten hohen Beratungs- und Entlastungsbedarf von Angehörigen von Menschen mit Demenz. Die verständnisvolle, emotional unterstützende Haltung des eigenen Hausarztes kann für viele Angehörige ein wichtiger Stützpfeiler im Umgang mit der Erkrankung sein. Die Beratung hinsichtlich lokaler und regionaler Hilfsangebote sollte ausgebaut werden.

Take Home Message für die Praxis: Hausärzte sollten im Beratungsgespräch frühzeitig auf Unterstützungsmöglichkeiten und -angebote in ihrer Region verweisen, um die Angehörigen zu entlasten.