Artikel
Antibiotikaverbrauch in der medizinischen Versorgung von Geflüchteten
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 10. September 2018 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Steigende Zahlen an Asylantragsstellern mit eingeschränkten Deutsch- und Englischkenntnissen stellten die hausärztliche Versorgung vor neue Herausforderungen. Diagnosen und Verordnungen werden z.T. in größerer Unsicherheit getätigt. Vor allem die Verordnung von Antibiotika erscheint im Hinblick auf mögliche Resistenzentwicklungen wichtig.
Fragestellung: Wie viele und welche Antibiotika werden in einer allgemeinmedizinischen Sprechstunde in einer Erstaufnahmeeinrichtung an Geflüchtete verschrieben? Gibt es Unterschiede in verschiedenen Gruppen oder Diagnosen?
Methoden: Es wurden retrospektiv Daten aus der allgemeinmedizinischen Sprechstunde in der Krankenstation im Grenzdurchgangslager Friedland über Diagnosen und verschriebene Medikamente erhoben und deskriptiv ausgewertet. Soziodemografische Daten (inkl. Herkunftsland) wurden mit erhoben.
Ergebnisse: Alle Rezepte und Krankenakten von 2194 hausärztlichen Konsultationen bzw. 1228 Patienten im Zeitraum vom11.08.2017 bis 12.02.2018 wurden erfasst. Es wurden zunächst nur Rezepte mit Antibiotikaverordnungen ausgewertet. 14,25% der Patienten bekamen ein Antibiotikum verschrieben, davon erhielten 66,8% das Medikament in Tabletten- oder Kapselform. Mit 60,5% war Amoxicillin das am häufigsten verordnete Antibiotikum. Die Patienten waren im Durchschnitt 25,5 Jahre alt (Standardabweichung: 19, Minimum: 0 Jahre, Maximum: 70 Jahre). Weitere Detailauswertungen werden zum Kongress präsentiert.
Diskussion: Die Studie als Teil des Projektes DICTUM soll eine Datengrundlage zur Verschreibung von Antibiotika in der hausärztlichen Versorgung von Geflüchteten darstellen und aufzeigen, ob Patientengruppen oder Diagnosen als Indikatoren für eine überproportional häufige Antibiotika-Verordnung identifiziert werden können.
Take Home Message für die Praxis: Sprachprobleme zwischen Geflüchteten und HausärztInnen könnten das Sicherheitsbedürfnis des Verordners erhöhen und zu großzügigeren Verordnungen von Antibiotika führen.