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Retrospektive Erfassung von ADHS-Symptomen in der Kindheit – Nachuntersuchung Erwachsener mit der Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und/oder Störung des Sozialverhaltens (SSV) im Kindesalter
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Veröffentlicht: | 5. September 2017 |
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Hintergrund: Mit einer Prävalenz von 2,5% ist die ADHS im Erwachsenenalter ein häufiges, jedoch vielfach unterschätztes Krankheitsbild. Da sie selten in „Reinform“, sondern zumeist mit anderen psychiatrischen Störungen komorbide auftritt, wird sie häufig übersehen und bleibt unbehandelt. Zur Diagnosestellung wird neben dem Vorhandensein aktueller Symptome auch das Vorliegen einer ADHS in der Kindheit gefordert, welches laut Leitlinien mittels der Wender Utah Rating Scale (WURS) retrospektiv erhoben werden kann. Die Validität der WURS wurde in den vergangenen Jahren jedoch vermehrt in Frage gestellt.
Fragestellung: Wie valide erfassen die WURS und die daraus abgeleiteten Kurzformen (WURS-25, WURS-k, WURS-15-G, 5 IDA-Items) ADHS-Symptome im Kindesalter bei nun Erwachsenen, die in der Kindheit entweder die Diagnose ADHS und/oder SSV erhalten hatten?
Methoden: Von 317 angeschriebenen ehemaligen Patienten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie nahmen 20 Erwachsene mit früherer Diagnose ADHS (20♂; Durchschnittsalter: 27,3J.) und 20 mit früherer Diagnose SSV (gleichzeitiger Ausschluss ADHS; 15♂; Durchschnittsalter: 33,5J.) an der Nachuntersuchung teil.
Ergebnisse: Die fünf IDA-Items zeigten sich zur retrospektiven Erfassung von ADHS-Symptomen in der Kindheit besser geeignet als die WURS sowie deren weitere Kurzformen. Nur die IDA-Items trennten signifikant (p=.001) zwischen ehemaligen Patienten mit früherer ADHS-Diagnose und ehemaligen Patienten mit früherer SSV-Diagnose. Die Spezifität betrug allerdings nur 40% (Cut-off-Wert=10; Sensitivität=90%).
Diskussion: Eine gesteigerte hausärztliche „Awareness“ kann zu einer besseren Versorgungsqualität bei ADHS im Erwachsenenalter beitragen. Wenn zur Diagnosestellung eine Erfassung von ADHS-Symptomen in der Kindheit erforderlich wird, sollten die WURS bzw. ihre Kurzformen aufgrund der geringen Spezifität entsprechend der Leitlinienempfehlungen durch fremdanamnestische Angaben oder durch Einblick in Schulzeugnisse ergänzt werden.