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Vollerhebung von Versorgungsdaten der primärärztlichen Versorgung einer Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge
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Veröffentlicht: | 5. September 2017 |
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Hintergrund: Von 11/2015 bis 07/2016 übernahm das Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) die allgemeinmedizinische Versorgung der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung „Rugenbarg“ (ZEA) in einem ehemaligen Baumarkt in Hamburg-Osdorf. FachärztInnen für Allgemeinmedizin führten 40 Stunden pro Woche unter Zuhilfenahme von Videodolmetschern eine Sprechstunde durch.
Fragestellung: Wie gestaltet sich eine primärärztliche Versorgung einer Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge mit bis zu 1500 Bewohnern? Was sind die häufigsten Beratungsanlässe?
Methoden: Die Dokumentation erfolgte mit der Verwaltungssoftware „BASIS4Refugees“ (Medisoft GmbH, Hamburg). Ausgewertet wurde die cloudbasierte Datenbank nach Pseudonymisierung der Patientendaten durch statistisch-deskriptive Analyse mittels SPSS.
Ergebnisse: Vom 01.11.2015 bis 21.07.2016 wurden 6215 Konsultationen dokumentiert (durchschnittlich 28 pro Arbeitstag). 3105 Patienten wurden behandelt (40,5% weiblich, 59,5% männlich). Höchste Inanspruchnahme: 12/2015 (928 Konsultationen). Altersverteilung: 35% < 18 Jahre; 63,7% 18-65 Jahre; 1,2% > 65 Jahre. Häufigste Beratungsanlässe Hamburger Geflüchteter: Infektionen der oberen Atemwege (19,7%), Schmerzen (16,8%), Hauterkrankungen (13,8%), psychosomatische Beschwerden (13,2%). Abwendbar gefährliche Verläufe von 11/2015-02/2016 (Auswahl): TBC: 1, Pneumonien: 6 (beim Kleinkind: 1x), Synkopen und Krampfanfälle: 10, akute Suizidalität: 3.
Diskussion: Durch die allgemeinmedizinische Sprechstunde konnte eine primärärztliche „First-Line-Versorgung“ einer ZEA gewährleistet werden. Neben Infektionserkrankungen standen die Behandlung von Schmerzzuständen und die psychosomatische Versorgung im Vordergrund. Die Vollerhebung einer ZEA mittels Dokumentation der Beratungsanlässe und soziodemografischer Daten ermöglicht epidemiologische Analysen, eine Qualitätssicherung der primärärztlichen Versorgung und eine Versorgungsplanung für künftige Flüchtlingsströme. Geplant ist eine weiterführende Auswertung auf Basis der International Classification of Primary Care, second edition (ICPC-2), um die primärärztliche Versorgung des Patientenkollektivs einer ZEA besser zu beschreiben und Vergleiche mit der hausärztlichen Regelversorgung zu ermöglichen.