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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

Verlauf und Risikofaktoren neuropathischer Beschwerden nach Sepsis

Meeting Abstract

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  • S. Kausche - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • K. Schmidt - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • J. Gensichen - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam128

doi: 10.3205/15degam128, urn:nbn:de:0183-15degam1284

Veröffentlicht: 26. August 2015

© 2015 Kausche et al.
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Gliederung

Text

Studienfragen:

1.
Welche Risikofaktoren machen neuropathische Beschwerden bei Patienten nach schwerer Sepsis wahrscheinlich?
2.
Welcher Verlauf ist für Patienten mit geringer versus ausgeprägter neuropathischer Symptomatik nach Entlassung von der Intensivstation (ITS) zu erwarten?

Methoden: Es werden bei 290 Sepsis-Patienten innerhalb eines Monats nach ITS-Entlassung (T1) sowie 6, 12 und 24 Monate nach ITS (T2, T3, T4) die gesundheitsbezogene Lebensqualität (ShortForm-36 [1], hier auch Daten 3 Monate vor ITS (T-1) vorhanden), die Intensität neuropathischer Beschwerden (Neuropathie Symptom Score -NSS [2]) sowie sozioökonomische Daten erfasst. Mittels binär-logistischer Regression werden Risikofaktoren für hohe NSS-Scores zu T1 ermittelt. Für die Verlaufsuntersuchung werden NSS-Mittelwerte zu T1- T4 betrachtet und t-Tests zu Gruppenunterschieden und Mittelwertveränderungen über die Zeit durchgeführt.

Ergebnisse: Folgende Ergebnisse beziehen sich auf Daten bis T2 für die Kontrollgruppe (N=145). Als Risikofaktoren konnten das Geschlecht und die körperliche Gesundheit vor der ITS-Behandlung identifiziert werden. Frauen (OR=0,35; p=0,024) und Patienten mit gering eingeschränkter körperlicher Gesundheit (OR=0,96; p=0,044) entwickeln seltener neuropathische Beschwerden nach schwerer Sepsis. Die Symptomatik bei starken neuropathischen Beschwerden zu T1 nahm im Verlauf zu T2 signifikant ab (p<0,001), bei geringen Beschwerden signifikant zu (p=0,037). Auf dem Kongress können Ergebnisse bis T3 unter Einbeziehung der gesamten Studienpopulation (N=290) gezeigt werden.

Diskussion: Studien zum Zustand der körperlichen Gesundheit vor ITS-Behandlung lagen bisher nicht vor. Post-Sepsis-Patienten können auch bei keinen/wenig neuropathischen Beschwerden im Verlauf eine zunehmende Symptomatik entwickeln. Eine fortlaufende Neuropathie-Diagnostik nach Sepsis im hausärztlichen Bereich scheint empfehlenswert. Risikogruppen sollten engmaschig begleitet werden.


Literatur

1.
Bullinger M, Kirchberger I. SF36 Fragebogen zum Gesundheitszustand. Handanweisungen. Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Hogrefe Verlag für Psychologie; 1998.
2.
Haslbeck M, Luft D, Neundörfer B, Stracke H, Hollenrieder V, Bierwirth R. Diabetische Neuropathie. Diabetologie. 2007;2(Suppl. 2):150-6.